Der folgende Zeitstrahl stellt einige historische Schlaglichter auf die Geschichte des Kommunismus in Europa und der Welt zwischen 1917 und 1991 vor. Die dargestellten Ereignisse sind Ausdruck für Unrecht, Verfolgung und Repression unter den verschiedenen kommunistischen Regimen, dokumentieren zugleich aber auch die Überwindung dieser Diktaturen. Die Chronik zeigt die vielfältigen Formen der Erinnerung an diese Ereignisse und wird kontinuierlich um weitere Schlaglichter ergänzt.
20.12.1917 - Gründung der Tscheka
Kurz nach der Oktoberrevolution wird die bolschewistische Geheimpolizei Tscheka gegründet, die neben der Auslandsspionage vor allem gegen die Bevölkerung eingesetzt wird. Als Leiter der Tscheka ist Felix Dserschinski für den raschen Aufbau der Organisation verantwortlich. Bereits Anfang 1921 verfügt die Geheimpolizei über 280.000 Mitarbeiter.
1922 wird die Tscheka aufgelöst und in Vereinigte staatliche politische Verwaltung (GPU) umbenannt. Zwar bleiben die Strukturen bestehen, die Befugnisse des Geheimdienstes werden jedoch erweitert. So darf die GPU nun auch innerhalb der Partei vorgehen. Bereits 1934 wird die GPU in das neu gegründete Volkskommissariat für innere Angelegenheiten (NKWD) integriert, das für die Durchführung der Aktionen im Großen Terror verantwortlich ist. In den folgenden Jahren kommt es zu verschiedenen Umbenennungen und Umstrukturierungen bis schließlich 1954 das Komitee für Staatssicherheit (KGB) gegründet wird.
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23.08.1939 - Hitler-Stalin-Pakt
Frontansicht des Denkmals für die Opfer der kommunistischen Deportationen in Chisinau
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Sabine Kuder)
Am 23. August 1939 unterzeichnen Deutschland und die Sowjetunion einen Nichtangriffsvertrag samt geheimem Zusatzprotokoll, den sogenannten „Hitler-Stalin-Pakt“. Der bilaterale Vertrag gilt als Muster totalitärer Außenpolitik, der weitreichende politische, ideologische und bis heute sichtbare erinnerungskulturelle Folgen nach sich zieht. Er beeinflusst das Schicksal von Nationen und wird für Millionen Menschen zur Tragödie. Der Pakt macht nicht nur den Weg frei für den deutschen Überfall auf Polen, mit dem der Zweite Weltkrieg beginnt. Insbesondere für die baltischen Staaten und die Länder Ostmitteleuropas markiert dieses Datum den Beginn einer Zwangsherrschaft, die erst in den Jahren 1989/90 endete.
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03.04.1940 - Katyń
Mahnmal für die Opfer von Katyń und des sowjetischen Kommunismus in Jersey
(© Dr. Jens Schöne, fotografiert von Jens Schöne)
Auf Befehl der obersten sowjetischen Führung unter Stalin ermordet die sowjetische Geheimpolizei NKWD im Frühjahr 1940 rund 22.000 polnische Offiziere, Intellektuelle und Beamte. Dieses Massaker, das nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpolen und der Gefangennahme von Angehörigen der polnischen Armee, in einem Waldgebiet in Katyń (bei Smolensk) sowie an weiteren Tatorten verübt wurde, ist unter der Chiffre „Katyń“ in das kollektive Gedächtnis eingegangen. Über Jahrzehnte wird dieses Verbrechen geleugnet und die seit 1944 tatsächlich bekannte Urheberschaft verschleiert. Erst 1990 bekennt sich die Sowjetunion unter Michael Gorbatschow offiziell zu der Verantwortung an dem Verbrechen.
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18.04.1945 - Sowjetische Speziallager
Am Ende des Zweiten Weltkrieges beginnen die Alliierten auf Grundlage der auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 getroffenen Absprachen, Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher in Lagern zu internieren. Auch die Rote Armee richtet auf ihrem Vormarsch entsprechend dem NKWD-Befehl Nr. 00315 vom 18. April 1945 zehn sogenannte Speziallager zur „Säuberung des Hinterlandes der kämpfenden Truppen der Roten Armee von feindlichen Elementen” ein. Zu den in den Lagern Gefangenen gehören kleine und mittlere Funktionäre von NS-Organisationen, NSDAP-Mitglieder, aber auch willkürlich Verhaftete sowie Gegner des sowjetischen Gesellschaftsmodells. Die Lager werden in ehemaligen Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagern eingerichtet. Von den etwa 158.000 Gefangenen überleben wegen der katastrophalen Bedingungen etwa ein Drittel nicht.
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08.05.1945 - Bedingungslose Kapitulation
Der Tag markiert die bedingungslose Kapitulation von Nazideutschland und somit das Ende des 2. Weltkrieges in Europa. Bereits am 7. Mai unterzeichnet Generaloberst Jodl in Reims die Kapitulation, welche am 8. Mai in Kraft tritt. Der „Tag der Befreiung“ steht allerdings auch für den Beginn des Zerfalls der Anti-Hitler-Koalition sowie der sowjetisch, bzw. russischen Geschichtsdeutung als „Tag des Sieges“. Die Interpretation des 2. Weltkrieges als „Großer Vaterländischer Krieg“ in der sowjetischen und russischen Erinnerung manifestiert sich in offiziellen bis heute stattfindenden Militärparaden.
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21.04.1946 - Zwangsvereinigung KPD und SPD zur SED
Gedenktafel für die verfolgten Sozialdemokraten an der Zentrale des Berliner Landesverbandes der SPD
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Oliver Boyn)
Im Ostberliner Admiralspalast kommt es zur Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Die Militärregierung möchte damit in der sowjetisch besetzen Zone die „Spaltung der Arbeiterschaft“ beenden und auch die Anhänger der (Ost-)SPD für ihre Zwecke nutzen. Im Westen wird der Kommunistischen Partei das Tragen der Bezeichnung SED verboten, eine Ausnahmeregelung gilt später für die Westsektoren Berlins. SED und (West-)KPD sind fortan organisatorisch formal getrennt, klandestin wird die KPD jedoch ausgiebig von der SED unterstützt.
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08.02.1950 - Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) wird unter Anleitung des sowjetischen Geheimdienstes gegründet und nimmt am 8. April 1950 seine Arbeit auf. Es agiert gleichzeitig als Geheimpolizei, Nachrichtendienst und Untersuchungsorgan zur Strafverfolgung und Vorbereitung von Prozessen. Das MfS ist direkt der Parteiführung der SED unterstellt, verfügt über 17 eigene Untersuchungsgefängnisse, ist militärisch organisiert und in der gesamten DDR mit 15 Bezirksverwaltungen sowie etwa einem halben Dutzend „Objektdienststellen“ präsent. Es versteht sich selbst als „Schild und Schwert der Partei“. Durch flächendeckende Kontrolle, versucht es in alle Lebensbereiche der Menschen einzudringen. Die Repressions- und Unterdrückungsmethoden reichen von körperlicher Gewalt, Entführungen, willkürlichen Verhaftungen und Überwachungen über sogenannte Zersetzungsmaßnahmen bis zur gezielten Manipulation zur Kriminalisierung von Andersdenkenden. Bei etwa 16,4 Millionen Einwohner in der DDR arbeiten 1989 für das MfS rund 91.000 hauptamtliche Angestellte und mindestens 173.000 inoffizielle Mitarbeiter (IM). Nach der Friedlichen Revolution 1989 wird das MfS schrittweise aufgelöst. Bürgerrechtler verhindern die Vernichtung von Akten, sodass die Hinterlassenschaften des MfS aufgearbeitet werden konnten.
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05.06.1952 - Zwangsaussiedlungen innerdeutsche Grenze
Gedenkstein zur Erinnerung an das geschleifte Dorf Lankow
(© Heike Fischer, fotografiert von Heike Fischer)
Entsprechend einer Sowjetischen Weisung erlässt die DDR-Regierung am 26. Mai 1952 die „Verordnung über Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und den westlichen Besatzungszonen Deutschlands“. Dies zieht eine Verschärfung der Sicherungsmaßnahmen entlang der innerdeutschen Grenze nach sich. Telefonleitungen werden unterbrochen, der kleine Grenzverkehr aufgehoben und entlang der Grenze ein fünf Kilometer breiter Sperrgürtel eingerichtet. Unter der Leitung des Ministeriums für Staatssicherheit führt die Deutsche Volkspolizei daraufhin die größte Zwangsaussiedlung der deutschen Nachkriegsgeschichte durch. Die meisten Deportationen finden ab dem 5. Juni 1952 statt. Betroffene können innerhalb weniger Stunden vor dem Abtransport nur das Nötigste einpacken. Ihre Häuser, teilweise ganze Dörfer werden in der Folge dem Erdboden gleichgemacht. Insgesamt werden in zwei großangelegten Aussiedlungswellen 1952 (Aktion „Ungeziefer) und 1961 (Aktion „Kornblume“ / Aktion „Festigung) etwa 12.000 Menschen zwangsweise enteignet und umgesiedelt.
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09.07.1952 - Zwangskollektivierung in der DDR
Infolge eines Beschlusses der II SED-Parteikonferenz beginnt bereits 1952 eine Kampagne für einen Zusammenschluss der Bauern in sozialistischen Genossenschaften nach sowjetischem Muster. Dieser Impuls beruht anfangs noch auf einer gewissen Freiwilligkeit. Nach den Ereignissen des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 kann der Druck auf die Bauern nur langsam verstärkt werden. Anfang 1960 rollt schließlich unter der Bezeichnung „Sozialistischer Frühling auf dem Lande“ die finale Zwangskollektivierung als eine beispiellose, von Stasi, Volkspolizei und Tausenden „Agitatoren“ getragene Repressionswelle durch die DDR. Am 25. April 1960 verkündet der SED-Parteichef Walter Ulbricht die „Volkskollektivierung“. Insgesamt werden in der DDR etwa 850.000 bäuerliche Familienbetriebe in die LPG überführt. Der Entzug der Verfügungsrechte über Boden, Gebäude und Inventar kommt einer faktischen Enteignung gleich.
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17.06.1953 - Volksaufstand in der DDR
Platz des Volksaufstandes von 1953 in Berlin/ Mitte
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Anna Kaminsky)
In der DDR kommt es am 17. Juni landesweit zu Streiks und Protesten der Bevölkerung, die mit Hilfe der sowjetischen Armee niedergeschlagen werden. Der SED-Staat leidet unter massiven ökonomischen Problemen und kann die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern nicht sicherstellen, fordert aber den schnellen „Aufbau des Sozialismus“. Diese Diskrepanz zwischen Lebensrealität der Bürgerinnen und Bürger und den ideologischen Phrasen der Parteiführung führt zu den Protesten. Anlass ist der Beschluss, die Arbeitsnormen zu erhöhen. In den Streiks, Demonstrationen und Protesten werden Forderungen nach politischer Liberalisierung und wirtschaftlichem Aufschwung formuliert. Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes kommt es zu Schauprozessen gegen mutmaßliche Rädelsführer. Die DDR-Spitze interpretiert den 17. Juni als faschistischen Putschversuch. Der Tag des Aufstandes wird zum Feiertag in der BRD.
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28.06.1956 - Posener Aufstand
Mahnmal für den Posener Juni 1956 in Poznań (Posen)
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Oliver Igel)
Am 28. Juni 1956 beginnt der Streik der Arbeiter im polnischen Poznán gegen schlechte Lebensbedingungen, hohe Arbeitsnormen und die Politik der kommunistischen Regierung. Es kommt zur Entwaffnung von Polizisten, der Rundfunksender wird besetzt und das Gerichtsgebäude gestürmt. Die Regierung beschließt, die Armee gegen die Demonstrierenden einzusetzen. Im Laufe der bis zum 30. Juni andauernden Kampfhandlungen werden 57 Menschen getötet und etwa 700 verhaftet.
Die Ereignisse lösen eine Reihe von politischen Reformen aus, die mit der Ernennung von Władysław Gomułka zum Chef der Polnischen Vereinigen Arbeiterpartei am 21. Oktober 1956 ihren Höhepunkt erreicht. Gomułka war noch zu Beginn der 1950er-Jahre als Verräter verhaftet und aus der Partei ausgeschlossen worden.
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23.10.1956 - Ungarische Revolution
Mahnmal für die ungarische Revolution im Stadtzentrum von Budapest
(© Florian Kindermann, fotografiert von Florian Kindermann)
Am 23. Oktober 1956 protestieren zehntausende Studenten in Budapest, die demokratische Reformen und den Abzug der sowjetischen Truppen fordern. Die kommunistische Regierung geht mit Gewalt gegen die Demonstranten vor. In den folgenden Tagen kommt es daraufhin im ganzen Land zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Die neu gebildete Regierung unter dem populären Reformkommunisten und Ministerpräsidenten Imre Nagy stellt sich auf die Seite der Aufständischen, verkündet am 1. November die Neutralität Ungarns sowie den Austritt des Landes aus dem Warschauer Pakt und löst den Geheimdienst auf.
Um den revolutionären Umsturz rückgängig zu machen und die Macht der Kommunisten zu sichern, beginnen sowjetische Truppen mit der Niederschlagung des Aufstands. Am 4. November 1956 wird eine neue moskautreue kommunistische Regierung unter Führung von János Kádár eingesetzt. Noch bis Mitte November kommt es im ganzen Land zu Gefechten zwischen der Roten Armee und Aufständischen. Zehntausende verlassen aus Furcht vor Repressionen das Land.
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13.08.1961 - Bau der Berliner Mauer
Am Sonntag, den 13. Augst 1961 riegeln DDR-Polizisten und die Nationale Volksarmee (NVA) die Sektorengrenzen nach West-Berlin und Brandenburg ab. Mit dieser drastischen Maßnahme stoppt die Regierung die Fluchtbewegung aus der DDR und festigt zugleich ihre Machtposition. Hunderttausende haben in den vergangenen Jahren ihre Heimat verlassen, da sie mit der wirtschaftlichen und politischen Lage unzufrieden sind.
Aus Furcht vor einer Konfrontation mit der Sowjetunion greifen die West-Alliierten nicht ein, und die DDR baut das Grenzregime schnell aus. Nur noch wenigen Menschen gelingt es häufig unter Einsatz ihres Lebens in den Westen zu flüchten. Bis zum Mauerfall am 9. November 1989 kommen an der innerdeutschen Grenze viele hundert Menschen ums Leben.
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07.09.1964 - Bausoldaten
Die Gedenktafel erinnert an den Mut der Verweigerer des Waffendienstes in der DDR in Binz/ Prora
(© www.DenkMALProra.de, fotografiert von Stefan Stadtherr Wolter)
Am 7. September 1964 tritt die Bausoldatenverordnung in der DDR in Kraft. Diese ermöglicht es pazifistisch eingestellten Wehrpflichtigen, ihren 18-monatigen Wehrdienst bei den Baueinheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) abzuleisten. Dies entspricht einer Möglichkeit der Kriegsdienstverweigerung, die es in der Form in keinem anderen sozialistischen Land gibt. Die Bausoldaten tragen keine Waffen, leisten statt des Fahneneides ein leicht abgewandeltes Gelöbnis und haben Spatensymbole auf ihren Uniformen. Der Dienstalltag gleicht weitestgehend dem der bewaffneten Kameraden, allerdings haben die Bausoldaten deutliche Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Auch nach ihrer Dienstzeit müssen sie mit gravierenden Nachteilen rechnen. Häufig werden berufliche Qualifizierungen oder ein Studium verweigert. Diejenigen, die sich für den waffenlosen Bausoldatendienst entscheiden, demonstrierten ihre Distanz zum SED-Regime. Den Bausoldaten kommt damit eine besondere Bedeutung für Opposition und Widerstand in der DDR zu.
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21.08.1968 - Niederschlagung des Prager Frühlings
Denkmal für Jan Palach und Jan Zajíc auf dem Wenzelsplatz in Prag
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Mandy Noack)
In der Nacht zum 21. August 1968 marschieren etwa 500.000 Soldaten des Warschauer Paktes unter Führung der sowjetischen Armee in die Tschechoslowakei ein und besetzten strategisch wichtige Punkte. Mit der Invasion werden die Reformbemühungen der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei (KPČ) gewaltsam beendet. Unter Führung von Alexander Dubček hatte die KPČ geplant, einen demokratischen Sozialismus einzuführen, das Rechtssystem vor politischem Einfluss zu schützen, die Wirtschaft zu liberalisieren und kulturellen Pluralismus zu verwirklichen. Im Zuge der Veröffentlichung der Reformvorschläge und der Aufhebung der Pressezensur entwickelt sich ab Anfang 1968 eine kritische Öffentlichkeit, die den politischen Wandel weiter vorantreibt.
Nach vergeblichen Vermittlungsversuchen zwischen der KPČ und den Staaten des Warschauer Paktes wird der Einmarsch angeordnet, bei dem über 90 Personen getötet werden. Tausende verlassen das Land und suchen Zuflucht im Westen.
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17.04.1975 - Einmarsch Rote Khmer in Phnom Penh
Symbolische Grabmäler für die letzten in Tuol Sleng umgekommenen Opfer auf dem Gelände des heutigen Genozid-Museums in Phnom Penh
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Anna Kaminsky)
Zu Beginn der 1970er-Jahre weitet sich der Vietnamkrieg auch nach Kambodscha aus. Während die Militärdiktatur auf Seiten der USA kämpft, setzen sich die maoistisch-nationalistischen Roten Khmer unter Führung von Pol Pot für die Errichtung einer agrarkommunistischen Diktatur ein. Bereits während des Bürgerkrieges kommt es zu Pogromen und Massakern, doch als die Roten Khmer mit der Eroberung von Phnom Penh am 17. April die Macht übernehmen, beginnt eine Schreckensherrschaft: systematische ethnische Säuberungen, Deportationen und Massenerschießungen. Innerhalb von nur drei Jahren werden zwischen 1,4 Millionen und 2,2 Millionen Kambodschaner getötet. Aufgrund von Grenzzwischenfällen und um das Morden zu beenden, marschiert die Vietnamesische Armee im Dezember 1978 in Kambodscha ein. Pol Pot und seine Anhänger setzen ihren Kampf im Untergrund bis Ende der 1990er-Jahre fort.
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17.09.1980 - Gründung Solidarność
Gedenktafel Solidarność am Reichstagsgebäude in Berlin/ Mitte
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Ruth Gleinig)
Die Solidarność war weit mehr als eine polnische Gewerkschaft. Sie war eine Bewegung, die das ganze Land erfasste und in der sich das Streben der Polen nach Demokratie und Freiheit ausdrückte. Sie entstand im September 1980 als Ergebnis der Auguststreiks und der Danziger Vereinbarung zwischen den Streikenden und der polnischen Regierung. Ihre Mitgliederzahl wuchs schnell auf fast 10 Millionen an. Nach der Einführung des Kriegsrechts in Polen im Dezember 1981 wurde die Solidarność verboten und agierte im Untergrund weiter. 1989 wurde sie wieder zugelassen und handelte mit der kommunistischen Regierung am Runden Tisch den Übergang Polens in eine parlamentarische Demokratie aus. Der polnische Runde Tisch wurde zum Modell für den gewaltfreien Machtwechsel in Mittel- und Osteuropa.
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11.03.1985 - Michail Gorbatschow
Denkmal für Michail Gorbatschow in Dessau-Roßlau
(© Stadt Dessau-Roßlau / Pressestelle)
Michail Gorbatschow wird nach dem Tod des kurz amtierenden Konstantin Tschernenko neuer Generalsekretär der KPdSU. Er bereitet die Öffnung der Sowjetunion vor, rückt ab von der Breschnew-Doktrin und rehabilitiert inhaftierte Oppositionelle. Durch seine Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) leitet er im Dialog mit den USA das Ende des Kalten Krieges ein und schafft die Voraussetzungen für die Wiedervereinigung Deutschlands.
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04.06.1989 - Platz des Himmlischen Friedens
Denkmal Göttin der Demokratie in Hongkong
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Felix Sternagel)
Von den Reformen in der UdSSR beeinflusst, gründet sich in China eine studentisch getragene Demokratiebewegung. Dem repressiven sozialistischen Regime gehen die Forderungen nach demokratischen Reformen zu weit. Die Demokratiebewegung erhält immer mehr Zulauf und es kommt zu friedlichen Massendemonstrationen. Am 4. Juni 1989 wird im Herzen Pekings auf dem Tian’anmen Platz (Platz des Himmlischen Friedens) der friedliche Protest der Studenten äußerst brutal und blutig von der chinesischen Führung niedergeschlagen. Das Massaker von Tian’anmen fordert Tausende Tote und Verletzte. Die internationale Welt reagiert mit einem Waffenembargo gegen China. Seit den Ereignissen wird auch von der so genannten „Chinesischen Lösung“ gesprochen, die sich kurz darauf bei der friedlichen Revolution in Deutschland nicht wiederholte.
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19.08.1989 - Paneuropäisches Picknick
Denkmal "Durchbruch" im Gedächtnispark "Paneuropäisches Picknick" an der ungarisch-österreichischen Grenze bei Sopron
(© Bundesstiftung Aufarbeitung)
Das Paneuropäische Picknick ist eines der folgenreichsten Ereignisse im Sommer 1989. Ein von ungarischen Oppositions-Politikern organisiertes Picknick ist als kurzfristige und symbolische Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ für drei Stunden geplant, um damit Bürgern aus Sopron/Ungarn und St. Margarethen/Österreich ein friedliches Zusammensein zu ermöglichen. Das Völker-Picknick sendet die politische Botschaft an die Regierungen der Ostblockstaaten, den „Eisernen Vorhang“ als Relikt des Kalten Krieges abzubauen. Schätzungsweise 600 DDR-Bürger nutzen am 19. August die Grenzöffnung, um von Ungarn nach Österreich in die Freiheit zu fliehen und reißen damit von Ungarn aus ein kleines Loch in die Berliner Mauer.
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08.09.1989 - Gründungsaufruf "Aufbruch 89"
Dr. Erika Drees und Hans-Peter Schmidt waren zwei wichtige Akteure der Friedlichen Revolution in Stendal.
(© Anton Pfaff, fotografiert von Anton Pfaff)
Das Neue Forum (NF), die erste landesweite Oppositionsbewegung in der DDR, formiert sich. Im Gründungsaufruf fordert das NF einen breiten Dialog über demokratische Reformen. Innerhalb der Oppositions- und Reformbewegung bilden sich weitere Vereinigungen: am 12. September 1989 »Demokratie Jetzt« (DJ), am 2. Oktober »Demokratischer Aufbruch – sozial, ökologisch« (DA).
Bereits am 26. August 1989 tritt in Berlin eine Initiative zur Gründung der SDP (Sozialdemokratische Partei) an die Öffentlichkeit, diese wird am 7. Oktober als erste unabhängige Partei in der DDR gegründet.
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09.10.1989 - Friedliche Großdemonstration in Leipzig
Am 9. Oktober 1989 protestieren rund 70.000 Menschen in Leipzig. Die Sicherheitskräfte greifen nicht ein, um die Demonstration zu unterbinden. Ab dem 4. September 1989 finden immer montags Demonstrationen in Leipzig statt. Anfang Oktober weiten sich die Proteste auf Berlin, Dresden, Plauen, Jena, Potsdam und andere Orte aus. Im Mittelpunkt stehen zunächst Forderungen nach Reise-, Presse- und Versammlungsfreiheit. Ende des Jahres werden die Rufe nach der deutschen Einheit lauter. Am 4. November 1989 nehmen über 500.000 Menschen an einer Kundgebung auf dem Berliner Alexanderplatz teil. Die offiziell genehmigte Veranstaltung wird zu einer machtvollen Demonstration gegen das SED-Regime.
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09.11.1989 - Fall der Berliner Mauer
Installation „Die Verkündung der Reisefreiheit“ im Bundesjustizministerium in Berlin
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Oliver Igel)
In den 1980er Jahren formiert sich in der DDR eine Oppositionsbewegung deren Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen immer fundamentaler wird. Neben der katastrophalen ökonomischen Lage der DDR kommt es zu einer Bewegung von Ausreisewilligen. Immer Mehr Bürgerinnen und Bürger haben den Willen zu emigrieren. Die SED hält allerdings an ihrem reformunwilligen Kurs fest. Durch ein Missverständnis bei einer Pressekonferenz kommt es zu einem Massenansturm auf die Mauer und somit letztlich zum am 9. November zum Mauerfall.
Der Fall der Berliner Mauer steht vor allem symbolisch für das Ende des Ost-West-Konflikts und den Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen sowjetischer Prägung.
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17.11.1989 - "Samtene Revolution"
Gedenktafel zur Erinnerung an den 17. November 1989 in Prag
(© Bundesstiftung Aufarbeitung, fotografiert von Ronny Heidenreich)
In Prag findet am 50. Jahrestag der Schließung tschechischer Hochschulen durch die Nationalsozialisten die erste große Demonstration gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei statt. Auf die gewaltsame Auflösung der Studentenkundgebung folgen friedliche Massenproteste und Streiks im ganzen Land. Das am 19. November 1989 gegründete »Bürgerforum« (OF) mit Vertretern der Charta 77 um Václav Havel und die slowakische Partnervereinigung »Öffentlichkeit gegen Gewalt« (VPN) werden zu Plattformen der demokratischen Protestbewegung. Am 24. November tritt die Führung der Kommunistischen Partei zurück und macht den Weg frei für Reformen und freie Wahlen.
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03.10.1990 - Deutsche Einheit
Platz der Deutschen Einheit
(© Stadt Braunschweig, fotografiert von Stadt Braunschweig)
Mit dem Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes wird Deutschland wiedervereinigt. Am 1. Juli 1990 tritt die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der DDR und der Bundesrepublik in Kraft. Am 23. August beschließt die Volkskammer den Beitritt zur Bundesrepublik mit deutlicher Mehrheit zum 3. Oktober 1990. Am 31. August 1990 wird in Berlin der Einigungsvertrag zwischen der DDR und der Bundesrepublik unterzeichnet. DDR-Volkskammer und Bundestag stimmen ihm am 20. September 1989 mehrheitlich zu. Er tritt am 3. Oktober 1990 in Kraft, gleichzeitig löst sich die DDR auf, fünf neue Bundesländer entstehen: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
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