Berlin, Deutschland

Führungsstelle Schlesischer Busch

 
Der Wachturm „Führungsstelle Schlesischer Busch“ wurde 1963 in der gleichnamigen städtischen Parkanlage an der Grenze zwischen den Berliner Bezirken Treptow (Ost) und Kreuzberg (West) errichtet. Vorbild war ein aus vier Geschossen bestehendes sowjetisches Modell. Der Turm bot Platz für eine Arrestzelle, einen Dienstraum für den kommandierenden Offizier und die „Alarmgruppe“ sowie den Beobachtungsstand. Auf dem Dach war ein Suchscheinwerfer montiert. Diese Führungsstelle kontrollierte 18 Wachtürme sowie die elektronischen Sicherungsanlagen des Grenzabschnittes. Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde das westliche Ende der Puschkinallee Sperrgebiet und die Brücke über den Flutgraben nach Kreuzberg abgeriegelt. Im Sperrgebiet befand sich ein kommunaler Instandsetzungsbetrieb für Busse, Straßenbahnen und LKW, dessen Beschäftigte eine Sondererlaubnis benötigten, um ihre Arbeitsstätte zu betreten. Der 1993 geschlossene Betrieb wird seit 1995 unter dem Namen „arena Berlin“ u. a. als Kulturstandort genutzt. Seit 1990 bemühte sich der Verein Museum der verbotenen Kunst um den Erhalt des Wachturms. Die Räume des seit 1992 denkmalgeschützten Turmes wurden rekonstruiert und es wurden Ausstellungen über die deutsche Teilung gezeigt. Nach mehrjähriger Sanierung erfolgte am 9. November 2004 die Wiedereröffnung des Wachturms. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick schloß mit dem Verein Kunstfabrik am Flutgraben eine Nutzungsvereinbarung. Zwischen 2005 und 2009 lief im Turm das Ausstellungsprojekt „Letzte Überprüfung“ mit wechselnden Beiträgen von Kunstschaffenden aus dem In- und Ausland sowie begleitenden Erkundungen zur Geschichte des Grenzabschnitts. Unmittelbar in der Nähe des Wachturms ist eine mit Graffiti überzogene Plattenwand zu besichtigen, bei der es sich um Betonelemente der Mauer handelt, die zur „Vorfeldsicherung“ der Grenze gehörten. Diese Plattenwand steht seit 2005 unter Denkmalschutz und dient als Begrenzung eines Werksgeländes. Die Geschichte des Ortes am Schlesischen Busch wird auf einer Tafel der „Geschichtsmeile Berliner Mauer“ dargestellt. Das benachbarte Atelierhaus am Flutgraben ist seit den 1990er Jahren eine bekannte Adresse der hauptstädtischen Kunstszene. In dem originellen Werkstattgebäude mit dunkler Backsteinfassade arbeiten heute rund 60 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. An die besondere Situation zwischen 1961 und 1989 erinnern seit 2009 eine Informationstafel an der vorbeiführenden Puschkin-Allee sowie eine auffällige gelbe X-Linie als Markierung des ehemaligen Grenzstreifens. Die Initiative dazu stammte von dem hier ansässigen Verein Grenzläufe e.V., der auch historische Führungen anbietet.

Ereignisse

2009 - Eröffnung
Eröffnung einer Informationstafel an der Puschkin-Allee
9. November 2004 - Eröffnung
Wiedereröffnung des Wachturms an der "Führungsstelle Schlesischer Busch"
1963 - Historie
Errichtung des Wachturms „Führungsstelle Schlesischer Busch“

Literatur

  • Die Führungsstelle im Schlesischen Busch. Herausgegeben von der Kunstfabrik am Flutgraben e. V. Berlin 2005

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016

Weitere Informationen

  • Denkmalschutz Informationen, Heft 4/2004, S. 33f.