Aulosen, Deutschland
Gedenk- und Begegnungsstätte Stresow
Das Dorf Stresow, südöstlich von Schnackenburg zwischen Wittenberge und Salzwedel gelegen, gehörte zu den sogenannten geschleiften Dörfern in der DDR. Aufgrund seiner Lage innerhalb des 500 Meter breiten „Schutzstreifens“ an der innerdeutschen Grenze wurde das gesamte Dorf zwischen 1952 und 1974 sukzessive unter Zwang geräumt. Bis auf zwei Gebäude des Gutshofes Jagow etwas außerhalb des Ortskerns wurden alle Häuser abgerissen. Stresow hatte nach dem Krieg 27 Kleinsthöfe und etwa 80 Einwohner. Nach der Schließung der Grenze am 26. Mai 1952 wurden einige Familien, die als „unzuverlässig“ galten, im Rahmen der Aktion „Ungeziefer“ zwangsweise umgesiedelt. In der Folge flüchteten weitere vier Familien in den Westen. Nach dem Mauerbau 1961 wurde das Dorf weiter abgeriegelt und lag nun zwischen zwei Zäunen, die nur mit einer Sondergenehmigung passiert werden durften. Der Druck auf die Bewohner durch die DDR-Organe führte dazu, dass immer mehr Familien Stresow verließen und sich an anderen Orten niederließen. 1974 zogen die letzten Bewohner aus Stresow fort. Danach ließen die Behörden sämtliche Gebäude des Dorfes abreißen.
1998 wurde die zum Grenzlandmuseum Schnackenburg gehörende Gedenk- und Begegnungsstätte Stresow eröffnet. Sie ist umgeben von einer Außenanlage, in der Modelle der ehemaligen Grenzbefestigungsanlagen in Originalgröße stehen. Von einem elf Meter hohen Beobachtungsturm aus können Besucher einen Überblick über den ehemaligen Grenzverlauf gewinnen. Ergänzt wird die Anlage durch Übersichtskarten und Texttafeln zum System der DDR-Grenzsicherung.
An die Gedenk- und Begegnungsstätte angeschlossen ist der zehn Kilometer lange Grenz- und Naturerlebnispfad von Schnackenburg bis Gartow, der teilweise am ehemaligen Kolonnenweg der Grenztruppen entlangführt. Auf der Wanderung können neben der Gedenkstätte Stresow Reste von Grenzsicherungsanlagen und des Grenzübergangs Kapern-Bömenzien besichtigt werden.
Auf Initiative des Fördervereins des Grenzlandmuseums Schnackenburg e. V. und der Gemeinde Aulosen wurden am 2. Oktober 1997 dort, wo sich die Ortschaft Stresow einst befunden hatte, feierlich ein Gedenkstein mit einer Inschrift und eine Schautafel aufgestellt sowie ein Lebensbaum gepflanzt.
Die ehemalige Ortsstraße von Stresow ist heute Teil des Elbe-Radweges Cuxhaven–Dresden.
Verwandte Gedenkorte
Kontakt
Grenzland-Museum Schnackenburg
Am Markt 4
29493 Schnackenburg
Gedenk- und Begegnungsstätte Stresow
Zwischen Aulosen und Gummern bei Schnackenburg
39615 Aulosen
Inschriften
Inschrift der Informationstafel
(auf einem Findling)
Zur Erinnerung / an die 16 ehemaligen Höfe / des Dorfes Stresow / und seine Bewohner, / die Opfer der Teilung / Deutschlands von 1945-1990 / geworden sind. // Die Anpflanzug der 16 Bäume / erfolgte am 16. April 2005
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift des Gedenksteins
(auf dem Gelände der Gedenkstätte)
Zur Erinnerung / Dorf Stresow / 1310 wurde Stresow erstmalig urkundlich erwähnt / 1922 große Brandkatastrophe und Beginn des Wiederaufbaus im gleichen Jahr / 1952–1974 Zwangsumsiedlung und Abriss des Dorfes / durch die DDR-Behörden / 2. Oktober 1997
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Literatur
- Festschrift zur Einweihung eines Gedenksteines für den Ort Stresow am 2. Oktober 1997, hrsg. vom Förderverein Grenzlandmuseum Schnackenburg e. V
- Bennewitz, Inge/Potratz, Rainer: Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze, Berlin 1994 (= Forschungen zur DDR-Geschichte, Bd. 4)
- Ullrich, Maren: Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze, Berlin 2006
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Ja
- Standort: Zwischen Aulosen und Gummern bei Schnackenburg, Dorfstelle Stresow
- Stadt: Aulosen
- Gebiet: Sachsen-Anhalt
- Land: Deutschland
