Potsdam, Deutschland

Mauergedenkstätte Griebnitzsee

 
Am Ufer des Griebnitzsees im Bereich der Stubenrauchstraße sind sechs Mauersegmente der ehemaligen innerdeutschen Grenze erhalten. Sie bilden den letzten „Mauer-Rest“ der insgesamt 111,9 Kilometer langen Sicherungsanlage, die West-Berlin von seinem Umland trennte. Über Jahre hinweg waren die Original-Mauersegmente dem Verfall preisgegeben und erfüllten nach Auffassung staatlicher Denkmalpfeleger als Fragmente nicht die Kriterien eines Einzeldenkmals. Erst das beharrliche Engagaement des Vereins „Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte im Land Brandenburg“ unter Leitung des ehemaligen DDR-Bürgerrechtlers Mafred Kruczek führte dazu, dass die Mauersegmente am 5. September 2008 unter Denkmalschutz gestellt und zu einer Gedenkstätte ausgestaltet wurden. Diese eröffnete offiziell am 09. November 2009. Auf Initiative des Vereins finden seit 2002 zudem jährlich Gedenkfeierlichkeiten zur Erinnerung an die Opfer kommunistischer Diktaturen am 13. August und 09. November am erinnerungsort statt. Auch die – zunächst illegale – Aufstellung eines Holzkreuzes sowie einer Gedenktafel ist den Bemühungen des Vereins zu verdanken. Denn gerade diese Aktion führte nach Auffassung staatlicher Denkmalspfeler zu einer „Änderung der Bedeutungsebene des Ortes“, die 2008 schließlich in einer Denkmalsschutzstellung der Mauersegmente resultierte. Nicht zuletzt engagiert sich das Forum auch für eine angestrebte Restituierung der Durchgängigkeit des seit zehn Jahren partiell gesperrten Uferwegs als Mauer(rad)weg. Am Erinnerungsort zeit sich dem Besucher ein abgegerenzter geometrischer Platz, in dem die sechs Betonelemente zu dem bei Suchschachtungen entdeckten und freigelegten Wachturmfundament der DDR-Grenztruppen zueinannder in Beziehung stehen. Das karge, reduzierte Äußere des Ortes lässt gewollt Assoziationen an die vegetationsfreien Sandstreifen zeischen der ehemaligen Abschottungslinien von Mauern und Zäunen entstehen. Verdeutlicht wird die Gesamtsituation durch eine Doppelreihe Großpflastersteine im Boden, die den Verlauf der Mauer nachzeichnen.

Inschriften

Inschrift der Informationstafel am Hochkreuz
(Griebnitzsee im Bereich Stubenrauchstraße)
Wir erinnern an die Opfer der SED-Diktatur, / die in diesem Bereich der DDR-Grenze ihr Leben verloren // Roland Hoff | 27 Jahre | 29. August 1961 | Teltowkanal // Lothar Lehmann | 19. Jahre | 26. November 1961 | Havel bei Sacrow // Peter Böhme | 19. Jahre | 18. April 1962 | Potsdam-Griebnitzsee // Jörgen Schmidtchen | 20. Jahre | 18. April 1962 | Potsdam-Griebnitzsee // Erna Kelm | 53 jahre | 11. Juni 1962 | Havel bei Wannsee // Herbert Mende | 23. Jahre | 8. Juli 1962* | Glienicker Brücke // Hort Plischke | 23. Jahre | 19. November 1962 | Havel/Glienicker Brücke // Günter Wiedenhöft | 20. Jahre | 6. Dezember 1962 | Griebnitzsee // Peter Mädler | 19. Jahre | 26. April 1963 | Teltowkanal // Reiner Gneiser | 20 Jahre | 28. Juli 1964 | Havel // Norbert Wolscht|20 Jahre | 28.Juli 1964 | Havel // Hermann Döbler | 42 Jahre | 15. Juni 1965 | Teltowkanal // Willi Marzahn | 21 Jahre | 19. März | Steinstücken // Rolf Henniger | 26. Jahre | 15. November 1968 | Klein-Glienicke // Horst Körner | 21 Jahre | 15. Novembr 1968 | Klein-Glienicke // Lothar Henning | 21 Jahre | 5. November | Sacrow // Rainer Liebeke | 34 Jahre | 3. September 1986 | Sacrower See // * Nach schweren Leden stirbt Herbert Mende am 10. März 1968 / an den Folgen der Schussverletzung
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Ereignisse

9. November 2009 - Einweihung
Eröffnung der Mauergedenkstätte Griebnitzsee

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016