Berlin, Deutschland
Gedenktafel für Siegfried Berger
Als am 17. Juni 1953 die Arbeiter des Funkwerkes Berlin-Köpenick streikten und in die Innenstadt zogen, stand Siegfried Berger an ihrer Spitze. Aus dem anfänglichen Protest gegen die Ende Mai von der SED-Führung beschlossene Normerhöhung, die eine Lohnkürzung für die Arbeiter bedeutete, entwickelte sich ein Volksaufstand. Wie an zahlreichen anderen Orten wurden auch in der von Köpenick ausgehenden Demonstration der Rücktritt der Regierung, freie und geheime Wahlen und die Wiedervereinigung gefordert. Berger, der schon 1947 in seiner Heimatstadt Dresden versucht hatte, eine illegale SPD-Gruppe zu organisieren, und so in das Visier der Staatmacht geriet, war Mitglied der SPD. Als einer der Streikführer vom 17. Juni 1953 wurde er drei Tage später durch die Staatssicherheit verhaftet.
Am 2. Oktober 1953 wurde Berger von einem Sowjetischen Militärtribunal (SMT) zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt und nach Workuta in Sibirien deportiert, von wo er 1955 nach Deutschland entlassen wurde. Siegfried Berger starb 2002 in Kiel.
Auf Antrag der SPD-Fraktion beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Lichtenberg im Mai 2004 zur Erinnerung an Siegfried Berger, an seinem früheren Wohnhaus eine Gedenktafel anzubringen. Die Finanzierung übernahm die Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE. Anlässlich des 51. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 wurde die Tafel enthüllt.
Inschriften
Inschrift der Gdenktafel
(am ehemaligen Wohnhaus von Sigfried Berger)
In diesem Haus wohnte von 1951 bis 1953 / SIEGFRIED BERGER / * 24. Juli 1918 † 29. Januar 2002 / Der Sozialdemokrat wollte keiner Diktatur dienen. / Am 17. Juni 1953 stand er an der Spitze eines / Demonstrationszuges streikender Arbeiter aus / dem Funkwerk Köpenick durch Ostberlin. Die / Demonstranten forderten „Freie und geheime / Wahlen“ und „Wiedervereinigung“. Siegfried / Berger wurde von einem sowjetischen Militär-/ tribunal zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt. / 1955 konnte auch er aus Workuta nach Westberlin / zurückkehren. / Als „Opfer politischer Repression“ wurde Siegfried / Berger 1996 von den russischen Behörden / rehabilitiert.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Literatur
- Fricke, Karl Wilhelm/Steinbach, Peter/Tuchel, Johannes (Hrsg.): Opposition und Widerstand in der DDR. Politische Lebensbilder, München 2002
- Berger, Siegfried: „Ich nehme das Urteil nicht an“ Ein Berliner Streikführer des 17. Juni vor dem sowjetischen Militärtribunal, 2. Aufl., Berlin 2000
- Kowalczuk, Ilko-Sascha/Sello, Tom (Hrsg.): Für ein freies Land mit freien Menschen. Opposition und Widerstand in Biographien und Fotos, Berlin 2006
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Ja
- Standort: Römerweg 40
- Stadt: Berlin
- Ortsteil: Lichtenberg
- Gebiet: Berlin
- Land: Deutschland
