Winnigstedt, Deutschland

Gedenkstätte "Grenze" Mattierzoll-Hessen

 
Die Gemeinde gehörte ab 1945 zur britischen Besatzungszone, die durch die Demarkationslinie von der SBZ abgegrenzt war. Als Reaktion auf den wachsenden Flüchtlingsstrom aus der sowjetischen in die westlichen Besatzungszonen wurde am 30. Juni 1946 durch eine von der SMAD geforderte Kontrollratsverordnung die Zonengrenze zwischen der SBZ und den drei Westzonen gesperrt. Den privaten Reiseverkehr regelten die Kontrollratsdirektiven Nr. 33 vom 29. Oktober 1946 und Nr. 49 vom 23. April 1947. Personen, die aus dringenden familiären oder beruflichen Gründen in eine andere Zone reisen mussten, konnten bei den Besatzungsmächten einen Interzonenpass mit 30 Tagen Gültigkeitsdauer beantragen. Die unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in der östlichen und den drei westlichen Besatzungszonen führten zu einer anhaltenden Massenflucht aus der SBZ. Unter dem Vorwand „ständiger westlicher Provokationen“ beschloss die DDR-Regierung schließlich am 27. Mai 1952 „Maßnahmen zur Verstärkung der Grenzsicherheit“. Der Grenzverkehr wurde endgültig unterbrochen, die innerdeutsche Grenze in den darauffolgenden Jahren zu einem fast unüberwindbaren Hindernis ausgebaut. Die Gedenkstätte Grenze Mattierzoll-Hessen in Niedersachsen befindet sich im ehemaligen Grenzpavillon des Gesamtdeutschen bzw. Innerdeutschen Ministeriums. Diese Pavillons waren vom Bundesministerium entlang der Grenze errichtet worden, um Besuchergruppen, darunter viele Schulklassen, über den Verlauf und die Anlagen der Befestigungen zu informieren. Nach der Grenzöffnung 1989 übernahm die Gemeinde Winnigstedt die Ausstellung und fügte eine Dokumentation zur Grenzöffnung am 11. November 1989 in Winnigstedt hinzu. Um die Zusammengehörigkeit mit den Gemeinden in der ehemaligen DDR zu demonstrieren, wurde der Name der Gedenkstätte Mattierzoll fortan um den Namen Hessen (ortsteil von Osterwieck) der Nachbargemeinde im Land Sachsen-Anhalt ergänzt. Zum Infopavillon gehört ein ca. 3 000 Quadratmeter großes Freigelände, auf dem Nachbauten der Grenzsperranlagen, etwa Grenzsäulen, der Kolonnenweg, der Grenzsignalzaun und der Schlagbaum, besichtigt werden können. Auf dem Gelände befindet sich auch ein originaler Wachturm der DDR-Grenztruppen, der allerdings nur an wenigen Tagen im Jahr, etwa anlässlich des Jahrestages der Grenzöffnung, für Besucher geöffnet wird.

Literatur

  • Ritter, Jürgen/Lapp, Peter Joachim: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk, Berlin 1997
  • Die innerdeutsche Grenze, hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Bonn 1987
  • Ullrich, Maren: Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze, Berlin 2006

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016