Bischofswerda, Deutschland
Denkmal „Aufbruch 1989“
Am 9. November 2000 wurde am Kirchplatz neben der Christuskirche und dem Kirchgemeindehaus das Denkmal „Aufbruch 1989“ eingeweiht. Die Enthüllung fand im Rahmen einer Feierstunde in Anwesenheit des Künstlers Johannes Schleinitz statt. Dessen Entwurf wurde aus vier Einsendungen eines öffentlichen Wettbewerbes ausgewählt. Mit dem von ihm gestalteten Stelen-förmigen Denkmal, das aus Lausitzer Granit besteht und auf einem etwa ein Meter hohen Sockel platziert ist, möchte Schleinitz an die politische Transformation in der DDR und deren Ursachen erinnern.
Nachdem sich am 9. September 1989 in Grünheide das Neue Forum konstituiert hatte, verbreitete sich der Gründungsaufruf „Aufbruch 89“ schnell in der gesamten DDR. In Bischofswerda kursierten bereits seit Ende September die Unterschriftenlisten der Bürgerbewegung. Auf Flugblättern stellte sich das Neue Forum als „unabhängige politische Vereinigung“ vor, die Menschen beim demokratischen Engagement und der Übernahme politischer Verantwortung unterstützen wollte. Informationsveranstaltungen in den Kirchen trugen zur weiteren Verbreitung der Initiative bei. So auch ein Treffen am 20. Oktober 1989 in der Christuskirche in Bischofswerda, zu dem etwa 400 Interessierte erschienen.
Inzwischen war der Generalsekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, am 18. Oktober von seinem Posten zurückgetreten. Die Reformankündigungen seines Amtsnachfolgers Egon Krenz blieben jedoch hinter den Erwartungen der Bevölkerung zurück. Infolge machtvoller Demonstrationen in Städten wie Plauen, Leipzig, Dresden oder Berlin lenkte das Regime zu größerer Dialogbereitschaft ein. Bei Podiumsveranstaltungen räumten Funktionäre der Kreis- und Bezirksebenen Fehler und Versäumnisse der politischen Führung ein. So auch im Kreiskulturhaus in Bischofswerda am 2. November mit Vertretern des Neuen Forum und etwa 1500 Interessierten. In zahlreichen Wortmeldungen kritisierten die Bürger die gravierende Umweltverschmutzung, die mangelhafte Versorgungslage und thematisierten die Frage der Reisefreiheit. Die SED-Kreisleitung hielt am 5. November fest: Überall gäbe es „Unmut, Unverständnis und Misstrauen gegenüber der SED“.
Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November, setzten sich im weiteren Monatsverlauf im gesamten Kreis Bischofswerda die Dialogforen zwischen Bürgervertretern und Kreisfunktionären fort. Der Machtverfall des SED-Regimes war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Am 17. November versammelten sich in Bischofswerda zu einer Demonstration des Neuen Forum und des Kreisausschusses der Nationalen Front rund 2000 zumeist junge Menschen. Sie forderten Demokratie und die Auflösung der Stasi. Vor der Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) stellten sie hunderte brennende Kerzen ab. Zugleich kamen zu einer Kundgebung mit rund 30 Rednern vor dem Rathaus schätzungsweise 3000 Bürger zusammen. Nur wenige Wochen später erhielten Vertreter des Neuen Forum, infolge der ersten Beratungen des Runden Tisches in Bischofswerda am 4. Dezember, Zutritt zum Kreisamt für Nationale Sicherheit (AfNS), wie das MfS inzwischen hieß. Bei der gemeinsamen Begehung mit Volkspolizeioffizieren, versiegelte der anwesende Kreisstaatsanwalt am 5. Dezember Räumlichkeiten und Behältnisse, in denen Akten verwahrt wurden. Die endgültige Räumung des AfNS im Kreis Bischofswerda und der Abtransport der sichergestellten Akten nach Dresden erfolgten am 12. Dezember.
Inschriften
Inschrift des Denkmals
(am Kirchplatz)
Aufbruch / 1989
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
9. November 2000 - Einweihung
Einweihung des Denkmals „Aufbruch 1989“
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns an die Friedliche Revolution, Berlin 2024
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Nein
- Standort: am Kirchplatz, neben der Christuskirche
- Stadt: Bischofswerda
- Gebiet: Sachsen
- Land: Deutschland