Rostock, Deutschland

Gedenktafel für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft

 
Auf dem Areal zwischen August-Bebel-Straße und Augustenstraße errichtete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) Ende der 1950er Jahre einen neuen Gebäudekomplex für seine Bezirksverwaltung. Neben Verwaltungsgebäuden und technischer Infrastruktur entstand auch eine nach außen abgeschirmte Untersuchungshaftanstalt. 1959 bezog das MfS die Gebäude. Im Bezirk Rostock arbeitete die größte der 15 DDR-Bezirksverwaltungen, da mit dem Küstengebiet als Grenze sowie der Seeverkehrs-, Fischerei- und Hafenwirtschaft besondere Aufgabenbereiche zu überwachen waren. Im Herbst 1989 führten mehrere Demonstrationen an der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit vorbei. Am 4. Dezember 1989 begann eine Mahnwache vor dem Gebäude. In der Nacht verschafften sich Bürgerinnen und Bürger Zugang zum Gebäudekomplex, um die Aktenvernichtung zu stoppen. Ein Unabhängiger Untersuchungsausschuss entstand, der die Auflösung kontrollierte und erste Untersuchungen zur Tätigkeit des MfS im Bezirk Rostock vorlegte. Auf Initiative der Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. (VOS) wurde 1995 eine Gedenktafel am ehemaligen Haupteingang der Bezirksverwaltung angebracht, die aber bereits nach wenigen Wochen zerstört wurde. Mit Unterstützung privater Spender sowie der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Konrad-Adenauer-Stiftung konnte die Tafel wieder hergestellt und hinter Panzerglas am 3. Oktober 1995 erneut der Öffentlichkeit übergeben werden. Im Oktober 1999 eröffnete im ehemaligen Untersuchungsgefängnis eine Dokumentations- und Gedenkstätte, in der in einer Dauerausstellung sowie in zahlreichen Veranstaltungen über die Tätigkeit der Staatssicherheit im Bezirk Rostock und über die Schicksale von Opfern politischer Verfolgung informiert wird.

Inschriften

Inschrift der Gedenktafel
(am ehemaligen Haupteingang der einstigen Bezirksverwaltung des MfS)
Dem Andenken / der Opfer / der / kommunistischen / Gewaltherrschaft / von / 1945–1989
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Ereignisse

3. Oktober 1995 - Einweihung
Einweihung der Gedenktafel für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft
1959 bis 1989 - Historie
Nutzung des Gebäudes durch die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)

Literatur

  • Ammer, Thomas/Memmler, Hans-Joachim (Hrsg.): Staatssicherheit in Rostock. Zielgruppen, Methoden, Auflösung, Köln 1991 (= Edition Deutschland Archiv)
  • Arbeitsberichte über die Auflösung der Rostocker Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit, hrsg. vom Unabhängigen Untersuchungsausschuss Rostock, Rostock 1990
  • Kleiner Rundgang zu Rostocker Erinnerungsstätten des Unrechts in der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone und der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1989. Faltblatt, Rostock 2000

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
 
  • Kategorie: Gedenkort
  • Historisch: Ja
  • Standort: August-Bebel-Straße 15
  • Stadt: Rostock
  • Gebiet: Mecklenburg-Vorpommern
  • Land: Deutschland