Die ersten Ostdeutschen, die 28 Jahre nach dem Bau der Mauer eine Grenzkontrollstelle ohne Visum passieren konnten, gelangten über den Grenzübergang Bornholmer Straße nach West-Berlin. Nachdem das SED-Politbüromitglied Günter Schabowski auf der legendären Pressekonferenz am 9. November 1989 den Eindruck erweckte, die Staats- und Parteiführung habe die sofortige Öffnung der Grenze beschlossen, machten sich zahlreiche Menschen auf den Weg zu den Grenzübergängen.
Um 20.30 Uhr hatten sich bereits einige Hundert am Schlagbaum in der Bornholmer Straße eingefunden. Ein Wagen der Volkspolizei traf ein, von dem aus ein Polizist die Wartenden aufforderte, sich am nächsten Morgen an die Meldestellen zu wenden. Als sich immer mehr Menschen versammelten, sollten zunächst diejenigen über die Grenze gelassen werden, die „aufsässig“ erschienen. Deren Personalausweise sollten mit einem Stempel auf das Passbild ungültig gemacht werden, um eine Wiedereinreise zu verhindern. Diese Art der Ausbürgerung funktionierte jedoch nicht: Bereits gegen 22.30 Uhr kehrten die ersten Besucher West-Berlins wieder in den Ostteil der Stadt zurück. Auf beiden Seiten kam es zu immer größeren Menschenansammlungen, so dass die Weisung erteilt wurde, alle Kontrollen einzustellen. Mehrere Tausend Menschen erlebten auf der West-Berliner Seite der Bösebrücke einen begeisterten Empfang.
Seit November 1961 hatten am Bahnhof Bornholmer Straße keine S-Bahnen mehr gehalten. Um den Grenzbahnhof nicht mehr anfahren zu müssen, war eine direkte Verbindung zwischen den Bahnhöfen Pankow und Schönhauser Allee gebaut worden. Am 14. Oktober 1995 rollte zum ersten Mal wieder eine Straßenbahn über die Brücke. Die Gedenktafel und ein Gedenkstein östlich der Bösebrücke wurden zum ersten Jahrestag der Maueröffnung am 9. November 1990 enthüllt. Die kleine Gedenkanlage zwischen der Bornholmer Straße und der hier erhalten gebliebenen Hinterlandmauer lädt zum Verweilen ein. Sie besteht aus einer Reihe von Bildtafeln mit zeitgenössischen Schwarz-Weiß-Fotografien und unregelmäßig angeordneten, rostenden Stahlbändern, die in den Boden eingelassen sind. Bepflanzt ist der Platz mit Japanischen Zierkirschen, die im Frühjahr, bei mildem Wetter aber auch bereits im November blühen. Diese sind auch unterhalb der Brücke im ehemaligen Grenzstreifen zu entdecken.
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(östlich der Bösebrücke)
Bösebrücke / 1961–1989 / DDR-Grenzübergang / war am 9. November 1989 / der erste Grenzübergang der innerdeutschen Grenze, / an dem die DDR-Grenzschranken fielen.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift des Gedenksteins
(östlich der Bösebrücke)
An der Brücke / "Bornholmer Straße" / öffnete sich in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 / erstmals seit dem August 1961 / die Mauer. / Die Berliner kamen / wieder zusammen. / Willy Brandt: / "Berlin wird leben und / die Mauer wird fallen".
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Literatur
- Hertle, Hans-Hermann: Chronik des Mauerfalls. Die dramatischen Ereignisse um den 9. November 1989, Berlin 1996
- Hübner, Holger: Das Gedächtnis der Stadt. Gedenktafeln in Berlin, Berlin 1997
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016