Wernigerode, Deutschland

Gedenkstein „Brocken wieder frei!“

 
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Brocken im Harz zunächst von den Briten besetzt. Der Berg selbst blieb zunächst allerdings eine US-Amerikanische Enklave. Das letzte Wort in der Gebietszuordnung war damit jedoch noch nicht gesprochen, denn bereits auf der Konferenz von Jalta im Frühjahr 1945, als sich die Alliierten auf die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen einigten, wurde festgelegt, dass dieses Gelände zur sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gehören sollte. Die US-Amerikaner räumten den Brocken am 27. April 1947. In diesem Zusammenhang wurde ein Gebietsaustausch durchgeführt, um einen ungünstigen Verlauf der Demarkationslinie – die Brockenbahn hätte 300 Meter über westliches Territorium führen müssen – zu beheben. Da der Berg auch nach dem Abzug der US-Amerikaner häufig für den illegalen Grenzverkehr genutzt wurde, richtete die Volkspolizei 1951 hier eine Dienststelle ein. 1952 wurde der Brocken zur Sperrzone erklärt. Vom Osten aus durfte man nur noch mit Passierschein auf den Berg; vom Westen aus gar nicht mehr. Mit dem Mauerbau 1961 wurde der Brocken auch für DDR-Bürger unzugänglich. Der Berg wurde militärisches Sperrgebiet, auf dem nun DDR-Grenztruppen, sowjetische Soldaten und das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) stationiert waren. Der UKW-Funk der Bundesrepublik Deutschland und die Telefonate zwischen der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin wurden von hier aus abgehört. Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 durfte auch das Brockengebiet wieder bewandert werden. Am 1. Dezember 1989 wurde der Wanderweg freigegeben. Nur das von einer Mauer umschlossene militärische Sperrgebiet auf der Spitze des Berges blieb unerreichbar. Aus Protest dagegen organisierte das Neue Forum am 3. Dezember 1989 einen Sternmarsch sowohl von Schierke als auch von Ilsenburg aus auf den Brocken. Lautstark forderten mehrere Tausend Teilnehmer, das Sperrgebiet zu öffnen. Daraufhin verkündete ein Mitglied des Rot-Kreuz-Bergunfalldienstes: „Das Tor wird geöffnet.“ Die Menschen feierten auf dem Plateau. Am 29. Januar 1991 zogen die Truppen ab. Bis zum 30. März 1994 war auf dem Brocken nur noch eine Einheit der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte stationiert. Zur Erinnerung an die Grenzöffnung auf dem Brocken wurde anlässlich des 5. Jahrestages ein Gedenkstein auf dem Berg eingeweiht. Initiator war der Wanderführer Benno Schmidt, der seit der Maueröffnung 1989 mehr als 4 000 Mal den Brocken bestiegen hat und dafür ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Gestiftet wurde der Stein vom Verein Harzklub e. V.

Verwandte Gedenkorte

Inschriften

Inschrift des Gedenksteins
(am Gipfel des Brockens)
Brocken wieder frei! / Maueröffnung nach 28 Jahren hier / am 3.12.1989 / Harzklub e.V.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Ereignisse

3. Dezember 1994 - Einweihung
Einweihung des Gedenksteins „Brocken wieder frei!“
1. Dezember 1989 - Historie
Wanderweg zum Brocken wird wieder freigegeben
1952 - Historie
Brocken wird zur Sperrzone erklärt
1951 - Historie
Einrichtung einer Diensstelle der Volkspolizei am Brocken
27. April 1947 - Historie
US-Amerikanische Besatzungskräfte räumen den Brocken im Zuge eines Gebietsaustausches

Literatur

  • Schmidt, Thorsten/Korsch, Jürgen: Der Brocken. Berg zwischen Natur und Technik, 4. Aufl., Wernigerode 2003

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
 
  • Kategorie: Gedenkort
  • Historisch: Ja
  • Standort: am Gipfel des Brocken
  • Stadt: Wernigerode
  • Ortsteil: Schierke
  • Gebiet: Sachsen-Anhalt
  • Land: Deutschland