Berlin, Deutschland
Stele zum Protest gegen den Einmarsch in die ČSSR
An der Rückseite der Staatsbibliothek zu Berlin Unter den Linden, wo sich ein zweiter Eingang befindet, war von 1910 bis 2005 die Universitätsbibliothek der benachbarten Friedrich-Wilhelms-Universität untergebracht, die seit 1949 Humboldt-Universität heißt. Rechts neben dem Eingang, gut sichtbar für die Studenten, die hier täglich vorbeikamen, pinselten im August 1968 zwei 18-Jährige, darunter ein Sohn des bekannten DDR-Dissidenten Robert Havemann, den Namen des tschechoslowakischen Parteichefs Alexander Dubček an die Wand. Diese Aktion war ein Zeichen ihres Protests gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Staaten des Warschauer Pakts, dem auch die DDR angehörte. Sie schrieben den Namen in Großbuchstaben und in zwei Silben, als wollten sie damit zum lauten Skandieren aufrufen. Alle Beteiligten wurden verhaftet und saßen drei Monate in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt in Berlin-Hohenschönhausen. Der Schriftzug wurde von den DDR-Behörden übertüncht.
Bei den Sanierungsarbeiten am Gebäude nach Auszug der Universitätsbibliothek wurde dieser wiederentdeckt und restauriert. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung sicherte die Stelle, recherchierte nach den Urhebern und entwickelte mit deren Einverständnis eine Stele mit einer Inschrift.
Inschriften
Inschrift der Stele
(an der Dorotheenstraße)
DUB-ČEK! / Am 21. August 1968, dem Tag des Einmarsches der Armeen / des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei, schreiben die / 18-jährigen Frank Havemann und Hans-Jürgen / Uszkoreit den / Namen „Dubček“ hier an die Fassade der Staatsbibliothek / und an drei weitere Häuserwände. / Alexander Dubček ist die Symbolfigur des Prager Frühlings. / Wie für viele andere Jugendliche, endet auch ihr Protest im / Gefängnis, gefolgt von Jahren der „Bewährung in der / sozialistischen Produktion.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
21. August 1986 - Historie
Anbringung des Protest-Schriftzuges an die Faassade der Staatsbibliothek
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Nein
- Standort: Dorotheenstraße, rechts neben dem Eingang zur Staatsbibliothek
- Stadt: Berlin
- Ortsteil: Mitte
- Gebiet: Berlin
- Land: Deutschland
