Die Gedenkstätte befindet sich in einer der ältesten Strafvollzugsanstalten der Mark Brandenburg. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts existierte auf dem Gelände ein sogenanntes Arbeitshaus. Im Jahr 1812 entstand schließlich ein Polizei- und Gerichtsgefängnis, das im Verlauf der Zeit mehrere bauliche Erweiterungen erfuhr. Nach 1933 übernahm die Gestapo das Gefängnis, in dem auch Hinrichtungen stattfanden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nutzten sowjetische Sicherheitsorgane das Gefängnis zuerst als Internierungs-, später als Etappengefängnis. Etwa 1950 wurde die Einrichtung vom MfS übernommen, die das Gebäude bis 1969 als Untersuchungshaftanstalt führte. In den Jahren 1950 bis 1952 fungierte das Gefängnis als Hinrichtungsstätte. Nach der Fertigstellung eines Neubaus in der Otto-Grotewohl-Straße 53 (heute: Robert-Havemann-Straße 11) zog das MfS dahin um. Es übergab das alte Gebäude in der heutigen Collegienstraße 10 der Volkspolizei (Ministerium des Innern), die das Gefängnis bis zum Ende der DDR weiter als Untersuchungshaftanstalt führte.
In zwei Etappen (1990 und 2001) wurde der größte Teil des Gebäudes für die Frankfurter Musikschule und die Stadt- und Regionalbibliothek hergerichtet.
Am 17. Juni 1994, dem 41. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR, wurde die Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ in Frankfurt (Oder) in der Collegienstraße 10 eröffnet. Die Gedenkstätte dokumentiert Schicksale von Personen, die wegen widerständigem Verhalten, ihrer politischen Überzeugung, ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder einfach nur auf Verdacht in das Räderwerk der politischen Strafsysteme des „Dritten Reiches“, der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Herrschaft geraten waren. Die Initiative zum Aufbau der Gedenkstätte ging von einer 1990 gebildeten Arbeitsgruppe des Runden Tisches in Frankfurt (Oder) aus, die sich für die Rehabilitierung der Opfer der Diktatur in der SBZ und der DDR einsetzte. Seit Januar 2004 betreibt der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) die Gedenkstätte auf Basis eines Koeperationsvertrages mit der Stadt Frankfurt (Oder). Das städtische Museum Viadrina verantwortet die Darstellungen zur NS-Zeit, der BStU die Zeit nach 1945.
Als Mahn- und Ehrenmal für die Opfer politischer Gewaltherrschaft steht seit 1995 zwischen der Gedenkstätte und der Konzerthalle Frankfurt (Oder) die Plastik „Großes Martyrium“ von Wieland Förster. Am Gebäude in der Collegienstraße befindet sich eine Gedenktafel.
Wegen eines umfangreichen Ausbaus der Gedenkstätte bleibt diese bis Ende 2025 geschlossen.
Kontakt
Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ Frankfurt (Oder)
Collegienstraße 10
15230 Frankfurt (Oder)
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(an der Fassade der Gedenkstätte)
Zum Gedenken / an jene Bürger und Bürgerinnen / die 1947/48 durch das NKWD/MWD / in Frankfurt (Oder) verhaftet / und von einem sowjetischen / Militärgericht verurteilt wurden / als politische Häftlinge in den / Lagern und Gefängnissen der SBZ/DDR einsaßen / und von denen dort umkamen:/ Horst Bartelt / Heinz Blumenstein / Harald Michel / Gerda Schulze.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
14. September 2024 bis 31. Dezember 2025 - Schließung
Schließzeit der Gedenk- und Dokumentationsstätte
17. Juni 1994 - Eröffnung
Eröffnung der Gedenk- und Dokumentationsstätte „Opfer politischer Gewaltherrschaft“ Frankfurt (Oder)
Literatur
- Gedenken, Nachdenken, Vorausdenken. Gedenkstätten, Dokumentationszentren und andere Einrichtungen, hrsg. vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Arbeitskreis Aufarbeitung, Halle 2000
- Kusch, Reinhard: Kollaps ohne Agonie, hrsg. vom Museum Viadrina Frankfurt (Oder), Jacobsdorf 1999
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016