Minsk, Belarus

Gedenkkreuz für die polnischen Opfer in Kurapaty

 
Das Waldstück von Kurapaty am nördlichen Stadtrand der belarussischen Hauptstadt Minsk war in den Jahren 1937–1941 von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD als Exekutionsstätte genutzt worden. Hier wurden während der stalinistischen Terrorkampagnen gegen vermeintliche Feinde des Sowjetsystems mehrere zehntausend Menschen erschossen und in Massengräbern verscharrt. Nach der Entdeckung des Gräberfelds im Jahr 1988 wurden mehrere Exhumierungsaktionen durchgeführt. Das Gelände wurde zu Beginn der 1990er Jahre provisorisch zu einem Gedenkort umgestaltet, indem ein sechs Meter hohes »Märtyrerkreuz« sowie weitere Kreuze bzw. Gedenksteine auf einzelnen Grabstellen errichtet wurden. Kurapaty blieb jedoch aufgrund des fehlenden politischen Willens zur Aufklärung der stalinistischen Vergangenheit in Belarus ein umstrittener Gedenkort, an dem es wiederholt zu Vandalismus kam. Unter den in Kurapaty erschossenen Opfern des NKWD waren auch Polen, die vor Beginn des Zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet der Sowjetunion lebten und von Stalin als potenzielle Gegner mit besonderem Argwohn betrachtet wurden. Nach der Eingliederung ostpolnischer Gebiete in die Weißrussische Sowjetrepublik infolge des Hitler-Stalin-Pakts 1939 kamen Angehörige der polnischen Eliten hinzu, die sowjetische Sicherheitsorgane in das Minsker NKWD-Gefängnis deportierten. Viele von ihnen wurden in Kurapaty erschossen; ihre genaue Zahl ist allerdings bis heute ungeklärt. Historiker vermuten, dass auch im Zuge der als »Massaker von Katyń« bekannt gewordenen Aktion zur massenweisen Erschießung polnischer Kriegsgefangener im Frühjahr 1940, die in Katyń, Charkiw, Kiew und Kalinin (Twer) ausgeführt wurde, über 3000 polnische Soldaten nach Minsk überstellt und wahrscheinlich in Kurapaty erschossen wurden. Da eine entsprechende »weißrussische Katyń-Liste« jedoch bis heute nicht aufgefunden wurde, steht ein Beleg hierfür bisher noch aus. Den polnischen Opfern von Kurapaty wurde 1993 von der Vereinigung »Schutzverband polnischer Gräber« ein drei Meter hohes Metallkreuz gewidmet. Später wurde vor dem Kreuz eine mit Feldsteinen eingefasste symbolische Grabstelle angelegt, in die zwei Gedenktafeln eingelassen sind.

Inschriften

Tafel am Kreuz
(Auf der symbolischen Grabstelle vor dem Kreuz)
Polakom / pomordowanym / w Kuropatach / 1937–1941
Deutsche Übersetzung:
Den in Kurapaty ermordeten Polen 1937–1941
Sprache: Polnisch, Schrift: Lateinisch
Zweite Tafel am Kreuz
(Auf der symbolischen Grabstelle vor dem Kreuz)
Wymordowanym Rodakom / w Kuropatach / Sybiracy / Mińsk Mazowiecki 17. IX. 2000
Deutsche Übersetzung:
Den in Kurapaty ermordeten Landsleuten. Die nach Sibirien Verbannten [Sibirjaken], Minsk Mazowiecki 17. IX. 2000
Sprache: Polnisch, Schrift: Lateinisch

Ereignisse

1993 - Errichtung
Errichtung des Gedenkkreuzes für die polnischen Opfer in Kurapaty

Literatur

  • Kurapaty. Zbornik matėryjalaǔ, hrsg. vom Archiǔ najnoǔšaj historyi und Hramadskaja inicyjatyva „Za ǔratavanne memaryjala Kurapaty“, Minsk 2002

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn, Leipzig 2013