Das Dokumentationszentrum befindet sich in einem Gebäude, das früher von der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR genutzt wurde. Heute dient die Einrichtung der Verwaltung und Verwahrung von Stasi-Unterlagen der ehemaligen Bezirke Frankfurt (Oder) und Cottbus. Eine ständige Ausstellung und verschiedene Veranstaltungen gehören ebenso zum Angebot. Des Weiteren können im Dokumentationszentrum Anträge auf Akteneinsicht gestellt werden.
Ab Dezember 1989 besetzten Menschen landesweit die Dienststellen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS); zuletzt am 15. Januar 1990 auch die Zentrale in Berlin. Die Ausstellung widmet sich vor allem den Auswirkungen der Stasi-Aktivitäten auf das Leben der Menschen in den Regionen Frankfurt und Cottbus. Es wird von den Personen berichtet, die im Dienst des SED-Regimes für die Unterdrückung verantwortlich waren sowie vom Schicksal derer, die in der Oderstadt bespitzelt, ausgegrenzt und aus dem Land vertrieben wurden. Gezeigt werden unter anderem Planungen des MfS für ein Isolierungslager in Strausberg. Ausliegende Musterakten sowie Schulungs- und Observationsfilme der Staatssicherheit geben weitere Einblicke in das Wirken der untergegangenen Geheimpolizei. Auszüge aus den Unterlagen dokumentieren, wie die Stasi Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) mit neuen Identitäten ausstattete und im Bezirk ansiedelte. Weitere Schautafeln beschäftigen sich mit den Aktivitäten der Stasi im Braunkohlerevier des Bezirks Cottbus, wo das MfS eine eigene „Objektdiensstelle“ für das Kombinat „Schwarze Pumpe“ unterhielt.
Als die Mauer fiel, hatte der Bezirk Cottbus das dichteste Netz inoffizieller Mitarbeiter (IM) in der DDR. Jeder 80. Einwohner hatte sich hier zur inoffiziellen Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit verpflichtet, im Bezirk Frankfurt jeder 95. Einwohner. Hinzu kamen 2 329 hauptamtliche Mitarbeiter im Bezirk Frankfurt und 2 213 im Bezirk Cottbus.
Die Grenze zu Polen und die Nähe zu West-Berlin prägten die Arbeit der Stasi im Bezirk Frankfurt. Besonders in den achtziger Jahren hatte sie den Auftrag, das Übergreifen der polnischen Bürgerrechtsbewegung auf die DDR-Gesellschaft zu verhindern. Außerdem befanden sich in dieser Region besonders sensible staatliche oder geheimpolizeiliche Einrichtungen, wie der Funktionärswohnsitz Wandlitz, das Staatsjagdgebiet Schorfheide und spezielle Ausbildungsstätten des MfS, etwa in Gosen bei Berlin.
Kontakt
Dokumentationszentrum im Stasi-Unterlagen-Archiv Frankfurt (Oder)
Fürstenwalder Poststraße 87
15234 Frankfurt (Oder)
Ereignisse
Juni 1996 - Eröffnung
Bezug des Hauses durch Mitarbeiter des Sachgebietes Archivwesen
Literatur
- Gieseke, Jens: Die DDR-Staatssicherheit. Schild und Schwert der Partei, Bonn 2000
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016