Die Stelenausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“ führt im Leipziger Stadtraum zu 20 Originalschauplätzen des demokratischen Aufbruchs 1989 / 90, an denen bedeutende Aktionen stattfanden, die zum Sturz der SED-Diktatur beitrugen.
Die Stelen aus Steckmetall, welches in der DDR für Grenzanlagen eingesetzt wurde, informieren anhand von Fotos sowie Texten in deutscher und englischer Sprache an ausgewählten Orten über die zeitliche und räumliche Dimension der Friedlichen Revolution in Leipzig. Nicht nur die bekanntesten Ereignisse, wie die Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989, die Besetzung der Stasi-Zentrale oder die erste freie Volkskammerwahl am 18. März 1990, werden präsentiert. Auch an kleinere, aber deshalb nicht unbedeutendere Aktionen der Opposition wird erinnert. Dazu zählen zum Beispiel der Pleißepilgerweg, auf dem gegen die Umweltverschmutzungen in der DDR demonstriert wurde, oder das Straßenmusikfestival, das am 10. Juni 1989 von Leipziger Oppositionsgruppen organisiert und von der Staatssicherheit gewaltsam aufgelöst worden war. Die Besucher erhalten über den „Statt-Kirchentag“, welcher Leipzig im Juli 1989 für drei Tage zum Zentrum der Opposition machte, ebenso Informationen wie über die Formierung der Bürgerbewegung am Beispiel des Neuen Forum.
Durch die Stelen werden die zeitliche Entwicklung und die inhaltliche Breite des Gesamtereignisses Friedliche Revolution erlebbar. Der Stadtwandel, der sich seit 1989 vollzogen hat, wird durch die historischen Fotografien nachvollziehbar.
Wegen seiner herausragenden Bedeutung für die Friedliche Revolution wurde der Leipziger Ring am 12. März 2012, ebenso wie die Nikolaikirche und das Museum in der „Runden Ecke“ mit dem Europäischen Kulturerbesiegel „Eiserner Vorhang“ bedacht. Die Markierung als Kulturerbe erfährt der Ring über die Stelen, die seine Geschichte von 1989 erzählen.
Seit Frühjahr 2015 bietet das Bürgerkomitee Leipzig e. V. einen mehrsprachigen Stadtrundgang als App für mobile Endgeräte an. Mit der App lassen sich auch vertiefende Informationen zu den einzelnen Ereignissen abrufen. Informationen zur Stelenausstellung und der App sind auf der Internetseite der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu finden. Dort besteht ebenfalls die Möglichkeit eines virtuellen Rundganges.
Inschriften
Inschrift der Stele
ORTE DER FRIEDLICHEN REVOLUTION // 4. Juni 1989 // Pleißepilgerweg – politischer Protest gegen die Umweltzerstörung // Die Umweltgesetzgebung der DDR war eigentlich vorbildlich. In der Praxis aber wurden diese Ansprüche nie erfüllt. Leipzig war die am stärksten belastete Großstadt der DDR. Eine öffentliche Diskussion über die augenscheinlichen Missstände unterband der SED-Staat und hielt alle Daten über den Zustand der Umwelt geheim. / Für den 4. Juni 1989 organisierten Mitglieder Leipziger Umweltgruppen den Pleißepilgerweg entlang des wegen seiner starken Verschmutzung unterirdisch kanalisierten Flusses. Die Pleiße war ihnen „Geländer für gesellschaftliche Veränderungen“. Die Behörden verboten den als kirchliche Veranstaltung angemeldeten Pilgerweg und stellten potentielle Teilnehmer unter Hausarrest. / Den Umweltgottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche in Leipzig-Connewitz besuchten ca. 1.000 Personen. Einige von ihnen versuchten danach auf der geplanten Route des Pilgerweges in die Leipziger Innenstadt zu gelangen, um dort am Abschlussgottesdienst in der Reformierten Kirche teilzunehmen. Sicherheitskräfte drängten sie ab und nahmen 83 Personen fest.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns an die Friedliche Revolution, Berlin 2024