Der kleine Ort Steinstücken in Brandenburg unweit der südwestlichen Stadtgrenze war seit 1920 verwaltungstechnisch eine Berliner Exklave. In der Zeit des Kalten Krieges ergaben sich daraus Komplikationen für die Bewohner, da das wenige Häuser umfassende Gebiet zu Zehlendorf im amerikanischen Sektor gehörte, doch nunmehr vollständig von der SBZ bzw. seit 1949 von der DDR umschlossen war. Der Versuch der DDR, sich Steinstücken am 18. Oktober 1951 einzuverleiben, scheiterte am Widerstand der Bewohner und nach Protesten der USA. Die Exklave war nur durch einen Waldweg erreichbar, der über ostdeutsches Staatsgebiet führte. Einige Bewohner, darunter Flüchtlinge aus der SBZ/DDR, hatten deshalb Angst, Steinstücken zu verlassen.
Ab 1952 erhielten Pfarrer, Ärzte, Feuerwehr und Postbeamte aus Zehlendorf eine unbefristete Durchlassgenehmigung. Dennoch kam es immer wieder zu Zwischenfällen. Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 wurde auch die Grenze um Steinstücken befestigt. Die DDR errichtete „Spanische Reiter“ und Stacheldrahtverhaue. Der durch die Berliner Luftbrücke bekannt gewordene US-amerikanische General Lucius Clay flog im September 1961 mit einem Hubschrauber in die Exklave. Mehrere US-amerikanische Militärpolizisten blieben seither zum Schutz der Steinstückener im Ort. Über eine Hubschrauberbrücke wurden sowohl sie regelmäßig abgelöst als auch Steinstückener Anwohnern nach West-Berlin transportiert.
Im Viermächteabkommen über Berlin von 1971 und nach einem gesonderten Abkommen zwischen der DDR und West-Berlin wurde ein 20 Meter breiter Verbindungskorridor eingerichtet. Dort wurde eine Straße gebaut, die von der DDR von beiden Seiten ebenfalls mit einer Mauer abgeschottet wurde. Die Hubschrauberbrücke konnte dadurch eingestellt werden. Zur Erinnerung wurde am früheren Landeplatz ein Denkmal aus zwei Rotorblättern errichtet. Der Sockel ist mit zwei Messingtafeln versehen, die eine deutsche (links) und eine englische Inschrift (rechts) tragen.
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel am Sockel der Skulptur
(am Landeplatz)
Am 3. Oktober 1990 wurde die Freiheit Stein- / stückens durch die deutsche Vereinigung / sichergestellt. Zum Gedenken landete hier am / 29. September 1990 ein letzter U.S. Hubschrauber- / flug über ostdeutschem Luftraum. Dieses Denk- / mal bleibt als Zeugnis für den Willen, die / Freiheit zu bewahren. // On 3. October 1990 the freedom of Stein- / stuecken was assured by German unification. / In commemoration, a final U.S. helicopter / flight over East German airspace landed here / on 29 September 1990. This memorial / remains as testimony to the will / to preserve freedom.
Sprache: Deutsch / Englisch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der Gedenktafel am Sockel der Skulptur
(am Landeplatz)
Hier befand sich bis zum 31. Dezember 1976 / der Hubschrauber-Landeplatz der US-Schutz- / macht. Er diente seit den Tagen des Mauer- / baues im August 1961 der Sicherung der Frei- / heit in der ehemaligen Exklave Steinstücken. // Until 31 December 1976, this site was a / helicopter-landing-zone of the US-Forces. / Since the construction of the wall in / August 1961, it served to protect the freedom / of the former exclave of Steinstuecken.
Sprache: Deutsch / Englisch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
September 1961 bis Dezember 1976 - Historie
Nutzung des Geländes als Hubschrauberlandeplatz der US Streitkräfte
Literatur
- Leech-Anspach, Gabriele: Insel vor der Insel. Ein kleiner Ort im Kalten Krieg Berlin-Steinstücken, Potsdam 2005
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016