Die erste Glienicker Brücke bestand im 17. Jahrhundert noch aus Holz. 1777 wurde sie erneuert, erhielt ein Geländer und diente fortan als Zugbrücke. Die erste massive Brücke aus Stein wurde in den Jahren 1831 bis 1834 nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel errichtet. Anfang des 20. Jahrhunderts war diese dem wachsenden Verkehrsaufkommen jedoch nicht mehr gerecht und musste 1907 durch eine Eisen- und Stahlkonstruktion ersetzt werden. Seit der Bildung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin 1920 verlief die Stadtgrenze Berlins genau auf der Brückenmitte. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges wurde die Brücke vollständig zerstört. 1947 begann ihr Wiederaufbau und am 19. Dezember 1949 konnte sie als „Brücke der Einheit“ feierlich wiedereröffnet werden. Ihr Name war das Resultat eines Kabinettsbeschlusses der damaligen Landesregierung Brandenburg, in dem es hieß: „Als Beitrag zur Einheit Deutschlands führt die durch Kriegseinwirkung völlig zerstörte Brücke nach ihrer Wiederherstellung die Bezeichnung ‚Brücke der Einheit‘“. Über ihre Mitte verlief nun die Grenze zwischen der DDR und West-Berlin. Zugleich diente sie als alliierter Verbindungsweg zwischen den Westsektoren Berlins und Potsdam. Nach Unterzeichnung des Generalvertrags über die Beziehungen der drei Westmächte zur Bundesrepublik am 26. Mai 1952 wurde die Brücke für die Öffentlichkeit vollständig geschlossen. In den folgenden Jahren konnten nur noch für Mitarbeiter der alliierten Militärmissionen sowie Privatpersonen mit Sondergenehmigungen die Brücke passieren.
Als „Brücke der Einheit“ war sie über 40 Jahre lang ein Symbol der deutschen Teilung. Ihr östlicher Teil lag im Westen, ihr westlicher im Osten. Berühmt wurde sie durch eine Aufsehen erregende Flucht im Jahr 1988 und als Ort spektakulärer Austauschaktionen von Agenten aus West und Ost in den Jahren 1962, 1985 und 1986. Erst im November 1989 wurde die Brücke ihrem Namen gerecht. Heute hehiß sie wieder Glienicker Brücke.
Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde am 10. November 1989 auch die Glienicker Brücke geöffnet. Sie steht heute unter Denkmalschutz. Eine Bronzeskulptur, eine Gedenktafel sowie eine Mauerstele erinnern an die Zeit der deutschen Teilung. Die von dem Bildhauer Wieland Förster modellierte Skulptur trägt den Namen „Nike 89“. Diese wurde auf Initiative der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 am 10. November 1999 aufgestellt und feierlich eingeweiht. An der Einweihung nahmen neben dem Künstler der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Manfred Stolpe, der damalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), Joachim Gauck, der Potsdamer Oberbürgermeister Matthias Platzeck und zahlreiche ehemalige Bürgerrechtler teil. Rudolph Tschäpe, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 und Mitbegründer des Potsdamer Neuen Forums, hatte 250 000 DM für diese Skulptur gesammelt. Die 2,80 Meter hohe vergoldete Figur steht auf einem 3,90 Meter hohen Granitsockel, der mit einer Inschrift versehen ist.
Am 10. November 2000 konnte am Berliner Teil der Brücke auf Initiative der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Zehlendorf in Abstimmung mit der Historischen Kommission Berlins feierlich eine Gedenktafel enthüllt werden.
Am 8. November 2002 enthüllte der Oberbürgermeister von Potsdam zudem die erste Stele, die in Potsdam an den Verlauf der Berliner Mauer erinnert. Auf einem 2,20 Meter hohen und einen halben Meter breiten Denkmal werden historische Fotos der Glienicker Brücke gezeigt. Darüber hinaus werden Informationen zur Geschichte des Mauerbaus und des Mauerfalls gegeben. Die Koordination des durch Spenden finanzierten und durch die Fraktionen der CDU und des Bürger-Bündnisses initiierten Projektes lag in den Händen des Potsdam-Museums. Weitere Stelen, die im Rahmen des Projektes aufgestellt wurden, befinden sich in der Mendelssohn-Bartholdy-Straße und am S-Bahnhof Griebnitzsee.
Am 13. August 2012 erfolgte die feierliche Einweihung der permanenten Markierung der ehemaligen Grenzlinie auf der Glienicker Brücke. Die auf beiden Seiten des Bürgersteigs eingelassenen Eisenbänder tragen eine Aufschrift und erinnern an die Opfer und das Unrecht der deutschen Teilung. Der Künstler und DDR-Bürgerrechtler Bob Bahra entwarf die jeweils 1,90 Meter langen und acht Zentimeter breiten Metallbänder, die von einer Gießerei in Lauchhammer hergestellt wurden. Im Juli 2012 erhielt die Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 die Genehmigung vom Berliner Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, die Stahlbänder setzen zu lassen. Angeregt wurde eine symbolische Markierung bereits 2001 durch den Potsdamer Bürgerrechtler Rudolf Tschäpe.
Zur Erinnerung an den Tag der Errichtung der Berliner Mauer findet jedes Jahr am 13. August abends eine Kerzenprozession über die Brücke statt.
Inschriften
Aufschrift der in den Bürgersteig eingelassenen Eisenbänder
(entlang der ehemaligen Grenzlinie auf der Glienicker Brücke)
Deutsche Teilung bis 1989
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der Berliner Gedenktafel
(an der Glienicker Brücke)
Berliner Gedenktafel Die von 1904 bis 1907 errichtete / Glienicker Brücke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört / und 1949 als ‚Brücke der Einheit‘ wieder eröffnet. / Die Machthaber der DDR, die ihr diesen Namen gaben, / verhinderten jahrzehntelang die Einheit Deutschlands. / Nach dem Mauerbau 1961 durfte die Brücke nur noch / von alliierten Militärs und Diplomaten passiert werden. / Durch die friedliche Revolution in der DDR / ist die ,Glienicker Brücke‘ / seit dem 10. November 1989 wieder für jedermann offen
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift auf dem Granitsockel der Stele
(Stele mit der Skulptur „Nike 89“)
Zur Erinnerung an den Mauerfall / Fördergemeinschaft Lindenstraße 54 / 10 XI 1999
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Literatur
- Blees, Thomas: Glienicker Brücke. Ausufernde Geschichten. Berlin 1998
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016