Neuruppin, Deutschland
Gedenktafel zur Erinnerung an die Proteste an der ehemaligen Kommandantur
Die 2009 auf dem Gelände des heutigen Ressorts Mark Brandenburg enthüllte Gedenktafel erinnert an die Großdemonstration im November 1989 gegen den Fluglärm und die Übergabe eines offenen Briefes durch Pfarrer Heinz Karau an die sowjetische Kommandantur.
Das Areal am Neuruppiner See, an dem sich zunächst das Gasthaus „Strandgarten“ befand, wurde zwischen 1945 und 1991 durch die Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte genutzt. Die Präsenz der Roten Armee im Ort war überdurchschnittlich groß. Weite Gebiete der Wälder-, Seen- und Heidelandschaft waren für die lokale Bevölkerung unzugänglich. Nicht zuletzt, da sich nördlich der Stadt der größte Bombenabwurfplatz der DDR befand. Zu allen Tag- und Nachtzeiten überflogen sowjetische Kampfflugzeuge im Tiefflug das Wohngebiet.
Nur wenige Tage nach dem Fall der Berliner Mauer übergab der Pfarrer Heinz Karau in Anwesenheit von rund 10 000 Neuruppinern am 13. November 1989 einen Protestbrief an den sowjetischen Kommandanten der Stadt. Bei einem Treffen zwischen Vertretern der Kirchengemeinden und des Neuen Forum mit hochgestellten Repräsentanten des sowjetischen Militärs, das wenige Zeit später vom Rat des Kreises und der Stadt organisiert wurde, kam es zu einer Aussprache. Das Versprechen zur Reduzierung des Fluglärms und Einhaltung der Flugordnung hielt jedoch nicht stand.
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(am Ressort Mark Brandenburg)
Der Strandgarten // Hier errichtete 1910 der Gastwirt Hermann Kühl das / Gasthaus „Strandgarten“ mit Gartenlokal, Fremden- / zimmern und Bootsanlegestelle. / Von 1945 bis 1991 nutzte die sowjetische Armee das / Areal, zuletzt als Kommandantur. Im Jahr 2000 wur- / den die Gebäude abgerissen und durch den Neubau / des Seehotels „Fontane“ ersetzt. / Neuruppin war, wie kaum eine andere Stadt in / Deutschland, von Fluglärm betroffen. Im Stadtgebiet / lag ein Militärflugplatz. Sowjetische Kampfflugzeuge / donnerten am Tag und in der Nacht und ohne Rück- / sicht auch Feiertage im Tiefflug über die Dächer. / Am 13. November 1989 protestierten 10.000 Neu- / ruppiner mit einem „Weg des Frie- / den“ gegen den Fluglärm und / forderten in einem offenen Brief / an den Stadtkommandanten die / Reduzierung der Belastung. // Erinnern / Aufbruch ’89 / Ermutigen
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
2009 - Einweihung
Einweihung der Gedenktafel zur Erinnerung an die Proteste an der ehemaligen Kommandantur
Literatur
- Spuren der Demokratie. Stadtspaziergänge durch Brandenburg an der Havel/ Cottbus/ Eberswalde/ Frankfurt (Oder)/ Jüterbog/ Luckenwalde/ Neuruppin, hrsg. von Arbeitsgemeinschaft „Städtekranz Berlin-Brandenburg“, 2009.
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns an die Friedliche Revolution, Berlin 2024
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Ja
- Standort: an der Spreepromenade, am Ressort Mark Brandenburg
- Stadt: Neuruppin
- Gebiet: Brandenburg
- Land: Deutschland
