Schwante, Deutschland

Gedenktafel zur Erinnerung an die Gründung der SDP

 
Im April 1946 wurden in der SBZ die SPD und KPD zur SED zwangsvereinigt. Damit hatten die Kommunisten ihren wichtigsten Gegner auf dem Weg zur politischen Vorherrschaft ausgeschaltet. Im Jahr 1948 beschloss die SED, „schädliche und feindliche Elemente“ aus ihren Reihen „auszumerzen“. Davon betroffen waren zahlreiche Sozialdemokraten. Ein Großteil der früheren SPD-Mitglieder wurde in den folgenden Jahren aus den Ämtern gedrängt, aus der Partei ausgeschlossen oder verhaftet. Bei den Parteisäuberungen von 1950/51 mussten etwa 150 000 ehemalige SPD-Mitglieder die SED verlassen. Einzig in Berlin konnte die SPD bis zum Mauerbau im Ostsektor der Stadt weiterhin politisch agieren. Nachdem im Frühjahr 1988 in den Reihen der DDR-Opposition noch über die Bildung eines Vereins „Bürgerbeteiligung“ nachgedacht worden war, wurde Anfang 1989 der Entschluss gefasst, eine sozialdemokratische Partei in der DDR zu gründen. Seit dem 26. August 1989, dem 200. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte während der Französischen Revolution, wurde in der DDR der Gründungsaufruf verbreitet. Während die Staatsführung der DDR den 40. Jahrestag der DDR feierte, gründete sich am 7. Oktober 1989 illegal und unter Beobachtung der Staatssicherheit in Schwante im heutigen brandenburgischen Landkreis Oberhavel die Sozialdemokratische Partei (SDP). 43 Oppositionelle, vor allen evangelische Geistliche, fanden sich in dem kleinen Dorf zusammen und setzten mit der Parteigründung die große Tradition einer sozialdemokratischen Partei auch in der DDR fort. Um gleichzeitig ihre Eigenständigkeit gegenüber der SPD in der Bundesrepublik zu demonstrieren, nannten sie sich SDP: Sozialdemokratische Partei in der DDR. Die Gründungsmitglieder wählten einen 15-köpfigen Vorstand mit Stephan Hilsberg als Sprecher sowie Angelika Barbe und Markus Meckel als zweite Sprecher. Neben dem Gründungsdokument wurde auch ein Statutenentwurf mit einem politischen Programm verabschiedet. Die SDP verstand sich wie das Neue Forum, der Demokratische Aufbruch und die Grüne Partei als Teil der Bürgerbewegung. Sie war jedoch die erste politische Partei und demonstrierte damit ihre Bereitschaft zur Übernahme politischer Verantwortung. Am 13. Januar 1990 beschloss die SDP auf einer Landesdelegiertenkonferenz in Ost-Berlin die Umbenennung in SPD. Zum fünften Jubiläum der Gründung wurde auf Initiative der SPD am 7. Oktober 1994 am Pfarrhaus neben der Kirche in Schwante eine Gedenktafel mit einer Inschrift eingeweiht.

Inschriften

Inschrift der Gedenktafel
(am Pfarrhaus neben der Kirche)
Am 7. Oktober 1989 wurde in diesem Haus von / 43 Frauen u. Männern die Sozialdemokratische / Partei wiedergegründet. / Am 40. Jahrestag der wenig später / untergehenden DDR endete damit / die 43 Jahre währende Zwangsunterbrechung / sozialdemokratischer Arbeit in Deutschland.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Literatur

  • Gröf, Wolfgang: In der frischen Tradition des Herbstes 1989. Die SDP/SPD in der DDR. Von der Gründung über die Volkskammerarbeit zur deutschen Einheit, 2. Aufl., Bonn 1996 (= Beiträge aus dem Archiv der sozialen Demokratie, 1)
  • Meckel, Markus/Gutzeit, Martin: Opposition in der DDR. Zehn Jahre kirchliche Friedensarbeit. Kommentierte Quellentexte, Köln 1994

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
 
  • Kategorie: Gedenkort
  • Historisch: Ja
  • Standort: Pfarrhaus
  • Stadt: Schwante
  • Gebiet: Brandenburg
  • Land: Deutschland