Suhl, Deutschland
Gedenktafel zur Erinnerung an die Friedliche Revolution
Seit dem 16. November 2021 erinnern am Gebäudekomplex der Hölderlinstraße 1 zwei Gedenktafeln an die Friedliche Revolution in Suhl sowie die gewaltlose Besetzung der einst an diesem Ort ansässigen ehemaligen Bezirksverwaltung der Staatssicherheit des Bezirkes Suhl.
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(am Behördenzentrum)
Die Friedliche Revolution 1989/90 in Suhl // I. Im Herbst 1989 brachten mutige Bürgerinnen / und Bürger nicht nur die Mauer zu Fall, auch die / SED-Diktatur konnte mit friedlichen Mitteln über- / wunden werden. In der Bezirkshauptstadt Suhl / begann der Umbruch später als in anderen / Teilen der DDR, nahm dann aber rasch Fahrt auf, / so dass die Entmachtung der Staatssicherheit / früher als in anderen Bezirken stattfand. // II. In Suhl wurde der 15. Oktober 1989 der Tag des / ersten öffentlichen Protestes. Es fand das erste / Friedensgebet statt. In der Suhler Hauptkirche ver- / sammelten sich über 2.000 Bürgerinnen und / Bürger. Thema war „40 Jahre DDR“. Es wurden / Stellungnahmen der Kirchen und der oppositionel- / len Strömungen verlesen. Die Suhlerinnen und / Suhler äußerten sich erstmals öffentlich über die / Zustände in der DDR. Es war wie eine Befreiung. / Die eigene, freie Sprache wurde wiedergefunden. // III. Ein großer Teil der Zivilgesellschaft ging / dann schließlich am 4. November 1989 bei / der größten Demonstration für Veränderun- / gen auf die Straße. Es demonstrierten über / 20.000 Menschen in der Suhler Innenstadt / und forderten die Entmachtung der SED. // IV. Mit der Maueröffnung und der Öffnung der Grenze zu West- / deutschland am 9. November 1989 begann dieser Zusammenhalt / und die Beteiligung der Zivilgesellschaft am Protest allerdings zu schwinden. Eine zweite geplante Großkundgebung des Neuen / Forum am 18. November 1989 zum Thema „Reisen ist nicht alles“ / besuchten nur noch 1.500 Personen. Viele Suhler Bürgerinnen und / Bürger genossen die neue Reisefreiheit, auch bedingt durch die / Nähe zur Grenze. // V. Am 4. Dezember 1989 fand auf Einladung des Neuen Forum ein öffentlicher Dialog in der Suhler / Stadthalle statt. Die etwa 3.000 anwesenden Suhlerinnen und Suhler wurden gebeten, ihre Ideen zur / Umgestaltung des Landes mitzuteilen. Kurz vor Ende der Versammlung drang die Information durch, dass / Mitglieder des Neuen Forum nicht in die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit eingelassen wurden, um / die vermutete Aktenvernichtung zu stoppen. Spontan entwickelte sich ein Demonstrationszug, der vor die / „Stasi-Burg“ zog. Am darauffolgenden Tag stellte die Staatssicherheit die Arbeit weitgehend ein. // VI. Am 13. Dezember 1989 fand das erste Rundtischgespräch in Suhl im evangelischen / Gemeindehaus statt. Vertreter der Bürgerbewegung und der neu gegründeten Parteien ver- / handelten mit den Abgesandten des alten Machtapparates. Wie der zentrale Runde Tisch in / Berlin trug auch der Suhler Runde Tisch zur weiteren Demokratisierung der DDR bei. Die / Runden Tische wurden nach der Volkskammerwahl, die am 18. März 1990 stattfand, aufgelöst. / Sie hatten das Land für gut drei Monate basisdemokratisch verwaltet.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
November 2021 - Einweihung
Enthüllung der Gedenktafel zur Erinnerung an die Friedliche Revolution
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns an die Friedliche Revolution, Berlin 2024
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Ja
- Standort: Behördenzentrum Suhl, Hölderlinstraße 1
- Stadt: Suhl
- Gebiet: Thüringen
- Land: Deutschland