Berlin, Deutschland

Gedenktafel zur Erinnerung an den Zentralen Runden Tisch

 
Während mehr und mehr Menschen im Sommer und Herbst aus der DDR flohen, formierte sich in der DDR eine immer stärkere Demokratiebewegung. Dafür standen nach dem Mauerfall mit den neugegründeten Bürgerrechtsbewegungen, oppositionellen Bündnissen und Parteien alternative politische Kräfte bereit, allen voran das Neue Forum, das am 9. November wenige Stunden vor der unangekündigten und unvorhersehbaren Maueröffnung offiziell legalisiert wurde. Unmittelbar nach der Maueröffnung, am 10. November 1989, trat die neue Opposition mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. Die zentrale Forderung war die Einberufung eines Runden Tisches zur gemeinsamen Lösung drängender Probleme. Zudem sollten die Voraussetzungen für eine Verfassungsreform und für freie Wahlen geschaffen werden. Nach dem Vorbild Polens und Ungarns wurde am 7. Dezember 1989 im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Berlin-Mitte der Runde Tisch eingerichtet. Dort saßen Repräsentanten der „alten Kräfte“ (SED, Blockparteien, FDGB) den Vertreterinnen und Vertretern von zunächst sieben Oppositionsgruppen (Neues Forum, Vereinigte Linke, Sozialdemokratische Partei, Grüne Partei, Initiative Frieden und Menschenrechte, Demokratischer Aufbruch und Demokratie Jetzt) gegenüber. Später kamen auch Abgesandte des Frauenverbandes und der Grünen Liga hinzu. Die Delegierten verstanden sich nicht als „Nebenparlament“, sondern als Bestandteil der öffentlichen Kontrolle. Sie forderten von Volkskammer und Regierung, in alle wichtigen Entscheidungen einbezogen zu werden. Kirchenvertreter übernahmen die Moderation. In Abgrenzung zu gleichnamigen Foren im Land wurde er später „Zentraler Runder Tisch“ (ZRT) genannt. Beide Seiten verfügten über jeweils 19 Stimmen und waren gewillt, den Dialog zu wagen. Während der ersten Sitzung wurde beschlossen, die Regierung aufzufordern, das inzwischen in Amt für Nationale Sicherheit umbenannte MfS aufzulösen, die politische Eigenständigkeit der DDR zu erhalten sowie eine neue Verfassung und ein neues Wahlgesetz zu erarbeiten. Ab Januar 1990 trat der ZRT im Gästehaus der Regierung nahe dem Schloss Schönhausen zusammen. Am 7. Dezember 1999, zehn Jahre nach der Einberufung des ersten ZRT, wurde eine Gedenktafel am Dietrich-Bonhoeffer-Haus angebracht. Die Initiative dazu ging von der Evangelischen Kirche der Union (EKU) aus. Bei der feierlichen Enthüllung der von Karl Biedermann entworfenen verglasten Granitplatte (ein mal ein Meter) waren Teilnehmer des damaligen ZRT anwesend.

Inschriften

Inschrift der Gedenktafel
(am Dietrich-Bonhoeffer-Haus)
Das friedliche Ende der / deutschen Teilung nahm / in diesem Haus der Kirche / in einem gewaltlos erzwungenen / Dialog zum Abbau von Willkür / und Aufbau von Demokratie / am Zentralen Runden Tisch / der DDR einen Anfang / 7.–22. Dezember 1989
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Literatur

  • Thaysen, Uwe: Der Runde Tisch, Opladen 1990
  • Grünbaum, Robert: Deutsche Einheit, Opladen 2000

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016