Im Mai 1953 erhielt der Ort den Namen des im März verstorbenen sowjetischen Diktators Stalin. Hier, auf der grünen Wiese, unweit der polnischen Grenze, sollte ein Zentrum der DDR-Stahlindustrie entstehen. In der auf dem Reißbrett entworfenen Musterstadt arbeiteten damals bereits über 20 000 Menschen. Die Mehrzahl von ihnen wohnte noch in Barackenlagern. Der Ort war erst vier Monate zuvor zur Stadt erklärt worden. Bis 1961 trug er den Namen Stalinstadt.
Die Streiks in Stalinstadt begannen am frühen Nachmittag des 17. Juni 1953. Die ersten Bauarbeiter legten zum Schichtwechsel um 14.00 Uhr die Arbeit nieder. Sie marschierten über den riesigen Bauplatz und forderten ihre Kollegen auf, sich dem Protest anzuschließen. Von Stalinstadt aus marschierten tausende Demonstranten in den nahe gelegenen Ort Fürstenberg – beide Orte bildeten ab 1961 Eisenhüttenstadt. Auf dem Marktplatz von Fürstenberg kamen schließlich rund 2 000 Menschen zusammen, die unter anderem versuchten, die SED-Kreisleitung zu stürmen. In dieser Situation griff sowjetisches Militär ein und trieb mit Hilfe der Volkspolizei die Menschen auseinander. Mindestens 95 Demonstranten wurden verhaftet, unter ihnen viele, die nicht älter als 24 Jahre waren. Das Bezirksgericht verurteilte den 18-jährigen Werner Unger zu acht Jahren Zuchthaus, die anderen Mitangeklagten zu ein bis drei Jahren.
50 Jahre nach dem Volksaufstand, am 17. Juni 2003, wurde auf Initiative der Stadt Eisenhüttenstadt am historischen Marktplatz von Fürstenberg eine Gedenktafel enthüllt.
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(am historischen Marktplatz)
Wir erinnern an den 17. Juni 1953,/ als auch Bürger dieser Stadt / für Demokratie und bessere Lebens-/ verhältnisse demonstrierten. / Dieses Aufbegehren wurde von der/ SED-Führung und der sowjetischen Besatzungsmacht brutal unterdrückt. / Die Bürger von Eisenhüttenstadt / im Juni 2003
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
17. Juni 2003 - Eröffnung
Eröffnung der Gedenktafel zum 17. Juni 1953
17. Juni 1953 - Historie
Proteste im Zuge des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953
Literatur
- Kowalczuk, Ilko-Sascha: 17.6.1953: Volksaufstand in der DDR. Ursachen – Abläufe – Folgen, Bremen 2003
- Ciesla, Burghard (Hrsg.): Freiheit wollen wir! Der 17. Juni 1953 in Brandenburg, Berlin 2003
- Fromm, Günter: Der 17. Juni 1953 in Stalinstadt und Fürstenberg/Oder im Spiegel der Gerichtsakten, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 39 (2003), H. 1, S. 37–50
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016