Potsdam, Deutschland
Gedenktafel für Günther Brandt
Am Pfarrhaus in der Burgstraße erinnert eine Gedenktafel an den Potsdamer Pfarrer Günther Brandt, der dort mit seiner Familie von 1949 bis 1954 wohnte. Er war von 1939 bis 1953 Pfarrer der Heiliggeistgemeinde und wurde 1980 in der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem für seine Verdienste während der NS-Diktatur als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Von 1937 bis 1945 unterstützte Brandt als Hilfsprediger die Oppositionsbewegung der evangelischen Christen. In seiner Funktion beim Potsdamer Wehrmachtskommando konnte er zahlreiche jüdische Familien mit falschen Ausweisen, Lebensmittelkarten und Wohnungen versorgen.
Nach dem Krieg war er als Studentenpfarrer in Potsdam tätig und geriet ins Visier der DDR-Staatssicherheit. Die Kirchen waren die einzigen Institutionen, die von der SED nicht beherrscht wurden. Beobachtet und bekämpft wurden sie dennoch. Die Junge Gemeinde der Katholischen Kirche in Konkurrenz zur staatlichen Jugendorganisation, der FDJ, war nicht erwünscht. Deshalb wurde sie in Schauprozessen als Ort vorgeführt, von dem „Kriegshetze, Sabotage und Spionage“ ausginge. Ab April 1953 wurde die Junge Gemeinde, ebenso wie die Evangelische Studentengemeinde, als illegale Organisation eingestuft. Im Mai 1953 wurde Brandt verhaftet und als „Hetzer“ und „Provokateur“ in die Stasi-Untersuchungshaftanstalt in der Lindenstraße gebracht. Die Mitglieder der FDJ-„Aktivtagung“ zum Thema Junge Gemeinde hatten seine Festnahme aufgrund seines kritischen Verhaltens zuvor beschlossen. Durch Vermittlungen der Kirchenleitung wurde Brandt nach 50 Tagen entlassen. Daraufhin flüchtete er nach West-Berlin.
Anlässlich seines 100-jährigen Geburtstags, am 24. März 2012, enthüllten Pfarrerin Susanne Weichenhan und David Rosenfeld von der Jüdischen Gemeinde eine Gedenktafel, die an das Wirken des Pfarrers erinnern soll. Die Initiative für die Gedenktafel ging von David Rosenfeld aus. Der feierlichen Einweihung wohnten zudem Familienangehörige von Brandt, Mitglieder der St.-Nikolai-Gemeinde und Vertreter evangelischer Gemeinden aus Werder und Berlin-Spandau bei. Finanziert wurde die Tafel durch Spenden, die die St.-Nikolai-Gemeinde und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Potsdam e.V. zusammengetragen haben. Die Steinmetzfirma Melior fertigte aus dunklem Schiefer die Tafel.
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(am Pfarrhaus)
Günter Brandt / 1912 – 1986 / In diesem Hause lebte von 1949–1954 der evangelische Pfarrer Günther Brandt. / Als Mitglied der Bekennenden Kirche rettete er in der Zeit des / Nationalsozialismus (1933–1945) jüdische Mitbürger vor der Verfolgung. / Als Studentenpfarrer geriet er in Konflikt mit der DDR-Staatsmacht / und wirkte ab 1954 in Berlin (West). / Am 26.6.1980 wurde er in Israel als ‚Gerechter unter den Völkern‘ geehrt.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
24. März 2012 - Einweihung
Einweihung der Gedenktafel für Günther Brandt
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Nein
- Standort: am Pfarrhaus der St. Nikolaigemeinde, Burgstraße 32
- Stadt: Potsdam
- Gebiet: Brandenburg
- Land: Deutschland