Tüttleben, Deutschland
Gedenktafel für die Opfer des Stalinismus
Am 19. September 1945 wurden in Tüttleben im Kreis Gotha eine Reihe von Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren verhaftet. Sie standen unter dem Verdacht, als „Werwölfe“ weiter für den Nationalsozialismus und gegen die Alliierten gekämpft zu haben. So sollen sie, mit Taschenmessern und Knüppeln bewaffnet, über eine Chaussee Drahtseile gespannt haben, um Panzer aufzuhalten. Die Kinder und Jugendlichen wurden in ein Gefängnis nach Gotha gebracht; die kleinsten und schwächsten unter ihnen wurden nach einigen Monaten wieder nach Hause entlassen. 15 Jugendliche blieben in Haft, wurden unter Folter zu Geständnissen gezwungen und im Mai 1946 vor ein Sowjetisches Militärtribunal (SMT) gestellt. Dort jedoch wiederholten sie ihre „Geständnisse“ jedoch nicht, sondern bestritten die Vorwürfe. Daraufhin wurden die Jugendlichen erbeut gefoltert, bis sie im Sommer 1946 die Anklage unterschrieben und zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Im Oktober 1946 wurden die Verurteilten von Gotha nach Weimar gebracht, anschließend kamen sie in das Speziallager Sachsenhausen. Aufgrund der dortigen Haftbedingungen starben drei der Tüttlebener Jungen. Im Zuge der Auflösung der sowjetischen Speziallager 1950 wurden die letzten Jugendlichen aus Tüttleben entlassen. Viele der Eltern hatten erst kurz zuvor überhaupt ein Lebenszeichen von ihren seit 1945 inhaftierten Kindern erhalten.
Auf Initiative von Überlebenden und der Bezirksgruppe Arnstadt / Gotha der VOS e.V. wurde im September 2002 an einem Gedenkstein eine Tafel zur Erinnerung an die in sowjetischer Haft verstorbenen Tüttlebener eingeweiht.
Inschriften
Inschrift des Gedenksteins
(am Kriegergarten)
Unschuldige Opfer / stalinistisch-sowjetischer / Willkür und Gewaltherrschaft / 1945–1950 / Den Toten zum Gedenken – / Den Lebenden zur Mahnung / In sowjetischen Speziallagern / umgekommen in Buchenwald / Karl Schäfer geb. 1889 / umgekommen in Bautzen / Willi Bach 18 Jahre / umgekommen im GPU Gefängnis Gotha / Kurt Balzer 17 Jahre / umgekommen in Sachsenhausen / Günter Bernhardt 17 Jahre / Günter Kreuch 15 Jahre / Artur Lotz 16 Jahre
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
September 2002 - Einweihung
Einweihung des Gedenksteins mit Gedenktafel für die Opfer des Stalinismus
Literatur
- Eberhardt, Hans-Werner: Erinnerung an eine Jugend voller Qual und Demütigung, in: Tagespost, 9.1.1991
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Nein
- Standort: Am Kriegergarten (an der B 7)
- Stadt: Tüttleben
- Gebiet: Thüringen
- Land: Deutschland