Rostock, Deutschland
Gedenktafel für Arno Esch
Arno Esch (1928–1951) gehört zu den bekanntesten Vertretern der studentischen Opposition in der frühen DDR. Er wurde am 6. Februar 1928 in Memel (heute Klaipeda/Litauen) geboren. Von Januar 1944 an diente er als Marinehelfer im Kriegshilfsdienst, aus dem er am 5. April 1945 entlassen wurde. Nach dem Krieg setzte er seine Schulausbildung an der Oberschule in Grevesmühlen fort und erlangte mit der Reifeprüfung die Zugangsberechtigung zum Universitätsstudium. Im März 1946 begann er das Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Universität Rostock.
Mit dem Wechsel nach Rostock begann Arno Esch, sich in der FDJ und der LDP zu engagieren. Er gehörte zu den jungen Leuten, die nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes einen demokratischen Neuanfang mitgestalten wollten. Sein großes Wissen und sein rhetorisches Geschick ließen ihn zum Mittelpunkt einer Gruppe junger Liberaldemokraten werden, die gegen die Vorherrschaft der SED auftraten. Ende 1947 wurde er zum Hochschulreferenten der LDP im Land Mecklenburg bestellt, dann zum Landesjugendreferenten und Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstandes der LDP und am 27. Februar 1949 in den geschäftsführenden Zonenvorstand der LDP gewählt. Parallel dazu führte er sein Studium erfolgreich fort, so dass ihn sein Mentor Prof. Strasser für eine wissenschaftliche Laufbahn vorschlug. Durch sein öffentliches Auftreten für eine freie Betätigung aller demokratischen Parteien, für den Erhalt des Privateigentums als Grundlage einer freiheitlich-parlamentarischen Demokratie und für andere liberaldemokratische Ideen geriet er mit der SED und der Besatzungsmacht in Konflikt. Zudem hatte er die Blockpolitik der SED als Sicherung ihrer Vorherrschaft gegenüber den bürgerlichen Parteien entlarvt. Nach öffentlichen Angriffen in der Landeszeitung verhaftete die sowjetische Geheimpolizei am 18. Oktober 1949 Arno Esch und zahlreiche seiner Freunde, darunter mehrere Studenten der Universität Rostock. Am 20. Juli 1950 verurteilte ein sowjetisches Militärtribunal (SMT) den im Schweriner NKWD-Gefängnis am Demmlerplatz Inhaftierten zum Tode. Im April 1951 kam es zu einem zweiten Prozess in Moskau, der das Todesurteil gegen Arno Esch bestätigte. Am 24. Juli 1951 wurde es vollstreckt.
Nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft setzte sich vor allem der Verband ehemaliger Rostocker Studenten e.V. für eine Rehabilitierung und öffentliche Erinnerung an Arno Esch ein. 1991 rehabilitierte das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR Arno Esch und seine Mitangeklagten. Bereits am 24. Februar 1990 war in der Eingangshalle der Universität eine Gedenktafel der Öffentlichkeit übergeben worden. Seit 2011 befindet sich die Gedenktafel im neu errichteten Arno-Esch-Hörsaal der Universität Rostock.
Inschriften
Inschrift auf der Gedenktafel
(im Arno-Esch-Hörsaal der Universität Rostock)
Dem Studenten / Arno Esch / geb. am 6. Februar 1928 / hingerichtet am 24. Juli 1951 / und allen Opfern und Verfolgten / des / Stalinismus / an dieser Universität / zum mahnenden Gedenken
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Literatur
- Köpke, Horst/Wiese, Friedrich-Franz: Mein Vaterland ist die Freiheit. Das Schicksal des Studenten Arno Esch, Rostock 1990
- Wiese, Friedrich-Franz/Bernitt, Hartwig: Arno Esch. Eine Dokumentation, hrsg. vom VERS, Dannenberg 1994
- „Erschossen in Moskau …“. Totenbuch für die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Friedhof Donskoje 1950–1953. Hrsg. von Facts & Files (Berlin), Memorial (Moskau) und der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (Berlin), Berlin 2005
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Ja
- Standort: Arno-Esch-Hörsaal der Universität Rostock, Ulmenstraße 69
- Stadt: Rostock
- Gebiet: Mecklenburg-Vorpommern
- Land: Deutschland

