Bei seinem Fluchtversuch über die Grenze zwischen Bayern und Thüringen starb der 37-jährige Fritz Zapf aus Piesau 1964 im Kugelhagel der DDR-Grenzer. Die zwei verantwortlichen Todesschützen wurden dafür ausgezeichnet. Erst zehn Jahre nach dem Fall der Mauer wurden sie zu jeweils elf Monaten Haft verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.
Bislang erinnerte an den Tod von Fritz Zapf lediglich ein Gedenkstein mit einer Inschrift, auf der die Lebensdaten Zapfs vermerkt sind.
Seine Witwe hatte den Stein auf dem Friedhof in Piesau installieren und nach der Grenzöffnung auf eigene Kosten in den Grenzstreifen versetzen lassen. Gegenüber dem Gedenkstein wurde am 11. April 2010 eine vom „Netzwerk für Demokratie“ gestiftete Gedenktafel eingeweiht, die vom Schicksal des Erschossenen erzählt. Als Textvorlage diente das Buch Roman Grafes „Die Grenze durch Deutschland“.
Inschriften
Inschrift des Gedenksteins
(am ehemaligen Kolonnenweg)
Unvergessen – Fritz Zapf - *26.8.1926 †7.7.1964
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der Gedenktafel
(am ehemaligen Kolonnenweg)
Am 7. Juli 1964, gegen 20.00 Uhr, wurde an dieser Stelle der 37jahrige Porzellanformer Fritz Zapf aus Piesau (Kreis Neuhaus) erschossen. 31 Zielschüsse gaben die beiden Todesschützen ab. Dafür erhielten Willi K. (21 Jahre) und Manfred P. (25) das ‚Leistungsabzeichen der Grenztruppen‘ der DDR. Sie hätten sich ausgezeichnet verhalten, einen Grenzverletzer ‚mit gezieltem Feuer vernichtet‘. / Zehn Jahre nach dem Mauerfall werden sie vom Landgericht Meiningen zu jeweils elf Monaten Haft verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung. / Den ,minder schweren Fall des Totschlags‘ begründet die Kammer damit, daß die Angeklagten seinerzeit in vermeintlicher Pflichterfüllung gehandelt hätten. / Sie seien zudem ‚normale Bürger, welche vor und nach der Tat in geordneten sozialen Verhältnissen lebten‘. / Und: ‚Es ist ihnen zugute zu halten, das ihnen aufgrund ihres Aufwachsens unter dem Einfluß ständiger einseitiger Propaganda bei der Begehung der Tat aufgrund eines (vermeidbaren) Irrtums die Einsicht fehlt, Unrecht zu tun.‘
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
11. April 2011 - Eröffnung
Einweihung der Gedenktafel für Fritz Zapf
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016