Berlin, Deutschland

Gedenkstein für Maueropfer Lutz Schmidt und Straßenumbenennung

 
Lutz Schmidt (1962–1987) war als Jugendlicher ein begabter Radsportler. Nach seinem Abitur auf der Sportschule in Ost-Berlin endete seine Karriere, als er sich weigerte, in die SED einzutreten. Er heiratete und wurde Berufskraftfahrer. Aus Unzufriedenheit mit dem Leben in der DDR überlegten er und seine Frau, wie eine Übersiedlung in die Bundesrepublik gelingen könnte. Schmidt beschloss, einen Fluchtversuch zu wagen, um anschließend auf dem Wege der Familienzusammenführung auch Frau und Kind in den Westen zu holen. Als Zeitpunkt für die Flucht wählte er den Tag eines geplanten Staatsbesuchs westdeutscher Politiker in Ost-Berlin aus; in der Hoffnung, an dem abgelegenen Grenzabschnitt weniger strenge Bewachung vorzufinden. An dem nebligen Wintertag lief jedoch für ihn und einen Begleiter vieles schief. Die beiden Flüchtlinge fielen bei der Anfahrt im LKW einer Polizeistreife auf. Beim Überqueren des Signalzauns lösten sie Alarm aus und die mitgebrachte Leiter sank im aufgeweichten Boden ein. Als beide unter Beschuss gerieten, half Schmidt seinem Kollegen Peter Schulze über die 3,60 Meter hohe Betonmauer. Als dieser ihn nachziehen wollte, stürzte Schmidt von der Leiter und wurde erschossen. Um eine diplomatische Verstimmung bei der heiklen deutsch-deutschen Annäherung zu vermeiden, versuchten beiden Staaten den Fall zu vertuschen. Doch die BILD-Zeitung machte die Geschichte auf amerikanische Anregung öffentlich. Bei einem Mauerschützenprozess wurden 1993 die DDR-Grenzsoldaten, die ohne erkennbare Not geschossen hatten, wegen gemeinschaftlichen Totschlags verurteilt. Am 9. November 2008 weihte das Bezirksamt Treptow-Köpenick im Beisein mehrerer Bezirksverordneter einen Gedenkstein ein. Der helle Betonsockel trägt eine Edelstahlplatte mit Inschrift in Großbuchstaben. Mit ihrem Anliegen, das Maueropfer Lutz Schmidt zu ehren, war die CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung zweimal erfolgreich. Nach der Aufstellung eines Gedenksteins am Fluchtort erfolgte 2009 die Umbenennung der Straße 174 (Rheingoldstraße) im Berliner Ortsteil Altglienicke in Lutz-Schmidt-Straße.

Inschriften

Inschrift der Edelstahlplatte
(an der Ecke Ecke Schönefelder Chaussee / Lutz-Schmidt-Straße)
Berliner Mauer 1961-1989 / An dieser Stelle versuchten / am 12. Februar 1987 / zwei junge Männer die Flucht / über die Berliner Mauer / nach West-Berlin. / Lutz Schmidt, 24 Jahre alt, / starb im Kugelhagel / der DDR-Grenzposten. / Peter Schulze gelang die Flucht.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Ereignisse

2009 - Einweihung
Umbenennung der Straße 174 (Rheingoldstraße) in Lutz-Schmidt-Straße
9. November 2008 - Einweihung
Einweihung des Gedenksteins für Maueropfer Lutz Schmidt
12. Februar 1987 - Historie
Beim Versuch über die Grenzanlagen nach West-Berlin zu gelangen, wird Lutz Schmidt erschossen

Literatur

  • Filmer, Werner/Schwan, Heribert: Opfer der Mauer. Die geheimen Protokolle des Todes, München 1991

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016