Am 30. April 1952, dem Vorabend der Feierlichkeiten zum 1. Mai, gerieten im thüringischen Obergebra die beiden örtlichen CDU-Mitglieder Ernst Wilhelm und Johann Muras mit dem Kommunisten Alfred Sobik in einem Gasthaus in einen Streit. Der herzkranke Sobik erlitt einen Infarkt und starb. Wilhelm und Muras wurden noch in der Nacht verhaftet und des Mordes angeklagt. Zudem verschwand am nächten Tag Sobiks Totenschein, auf dem als Todesursache Herzversagen vermerkt war. Noch vor Prozessbeginn eröffnete die DDR-Presse eine Kampagne gegen Wilhelm und Muras. Der Fall diente als Vorwand, um gegen die CDU und die anderen bürgerlichen Parteien vorgehen zu können. Wegen „Mordhetze durch die Tat“ begann am 17. Mai 1952 der Prozess vor dem Landgericht Mühlhausen. Die beiden CDU-Mitglieder sollten als „Feinde des Volkes“ dargestellt werden, wofür man ihnen auch nationalsozialistische Äußerungen unterstellte. Ohne Beweisführung wurde bereits am ersten Prozesstag das Urteil gesprochen und beide erhielten die Todesstrafe. Der Bergmann Muras reichte ein Gnadengesuch bei DDR-Präsident Wilhelm Pieck ein, das zwei Wochen nach Urteilsverkündung abgelehnt wurde. Johann Muras und Ernst Wilhelm wurden am 6. September 1952 im Beisein der Vizepräsidentin des Obersten Gerichts und späteren DDR-Justizministerin, Hilde Benjamin, in Dresden mit dem Fallbeil hingerichtet. Für den Schachtwart Alfred Sobik wurde ein Heldendenkmal errichtet, das nach dem Zusammenbruch der DDR entfernt wurde. Bereits 1990 wurde für Johann Muras und Ernst Wilhelm auf dem Friedhof in Obergebra ein Gedenkstein mit der Inschrift: „Unschuldig hingerichtet“ eingeweiht. Nach der Kassation des Urteils und der Rehabilitierung der Opfer der SED-Diktatur im Juni 1991 wurden die Urnen der beiden Hingerichteten aus einem Massengrab in Dresden auf den Friedhof in Obergebra überführt und feierlich beigesetzt.

Inschriften

Ereignisse

Literatur

• Auf einen Blick. Leitfaden zur Geschichtsaufarbeitung nach 1945 in Thüringen, hrsg. von der Thüringischen Staatskanzlei und der Geschichtswerkstatt Jena, Weimar 2000

Publikationen der Bundesstiftung

• Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016