Apolda, Deutschland

Gedenkstein für die vom NKWD verhafteten und ermordeten Jugendlichen

 
Im Oktober 1945 verhaftete die sowjetische Geheimpolizei NKWD 19 Jugendliche aus Apolda. Sie wurden in das Amtsgerichtsgefängnis der Stadt verbracht, das damals dem NKWD als Untersuchungsgefängnis diente. In nächtlichen Verhören wurden mit Folter und Essensentzug Schuldeingeständnisse erzwungen. Danach wurden die Jugendlichen am 21. und 22. Dezember 1945 vor ein Sowjetisches Militärtribunal (SMT) im Gerichtssaal des Amtsgerichtes Apolda gestellt. Die Anklageschrift legte ihnen die Zugehörigkeit zur „Werwolf“-Organisation, „Aufruf zum Kampf gegen die sowjetischen Besatzungstruppen“, „Diversion“ und „Massensabotagen“ zur Last. Gegen 16 Jugendliche wurde die Todesstrafe verhängt. Die drei Jüngsten, gerade 15 Jahre alt, wurden zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt: Helmuth Eger, Gerhard Czerveny und Werner Seidler. Anfang März 1946 wurden Rolf Baumann, Lothar Löbnitz, Erich Ohnesorge, Manfred Justiniak und Botho Lüttig erschossen. Elf weitere Todeskandidaten begnadigte der Innenminister der UdSSR im März 1946 zu 20 Jahren Zwangsarbeit: Helmut Kosmalla, Herbert Lenk, Robert Gottsmann, Hubert Kutschbach, Heinz Bastian, Heinz-Joachim Schweers, Manfred Will, Wolfgang Günther, Lothar Sack, Günter Völkel und Roland Tröge. Heinz Bastian starb 1948 in einem sowjetischen Arbeitslager in Sibirien. Robert Gottsmann kam im Sommer 1947 im Speziallager Sachsenhausen ums Leben. Gerhard Czerveny und Wolfgang Günther starben 1948 im Speziallager Bautzen. Helmuth Eger, der zusammen mit Herbert Lenk 1950 aus Bautzen entlassen wurde, starb einige Jahre später an den Haftfolgen. Drei der 1945 verhafteten Jugendlichen kamen 1954 und der letzte nach fast zehn Jahren Haft wieder nach Hause. Alle damals Verurteilten wurden 1993 von der Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitiert. Auf Initiative der überlebenden Kameraden und mit Unterstützung des Ministeriums für Justiz und Europaangelegenheiten des Freistaats Thüringen konnte am 11. Oktober 1997 am unmittelbaren Ort des Geschehens, vor dem Amtsgericht in Apolda, ein Gedenkstein errichtet werden.

Inschriften

Inschrift des Gedenksteins
(vor dem Amtsgericht in Apolda)
Den Opfern stalinistischer / Gewaltherrschaft // Hier begann im Herbst 1945 / der Leidensweg von / 19 unschuldigen Apoldaer Jugendlichen // Durch ein sowjetisches / Militärtribunal zum Tode verurteilt und / erschossen wurden: // Rolf Baumann 18 J. / Manfred Justiniak 17 J. / Lothar Löbnitz 17 J. / Botho Lüttig 17 J. / Erich Ohnesorge 18 J. // In Straflagern kamen ums Leben: // Heinz Bastian 18 J. / Gerhard Czerveny 15 J. / Robert Gottsmann 16 J. / Wolfgang Günther 17 J. // 10 der Verurteilten / überlebten Folter und Qual.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
 
  • Kategorie: Gedenkort
  • Historisch: Ja
  • Standort: Jenaer Straße 8
  • Stadt: Apolda
  • Gebiet: Thüringen
  • Land: Deutschland