Baabe, Deutschland
Gedenkstein für Albert Thormann
Am 3. Oktober 2008 weihte die kleine Gemeinde auf der Insel Rügen einen Gedenkstein für den ehemaligen Gemeindevorsteher und Kurdirektor von Baabe, Albert Thormann, ein. Dieser Stein wurde maßgeblich durch Baabes damaligen Bürgermeister Dieter Mathis initiiert, der in der Nachbarschaft Albert Thormanns wohnte und diesen persönlich kennengelernt hatte. Thormann wurde am 23. Januar 1878 in Kopenhagen als Sohn eines deutschen Vaters und einer schwedischen Mutter geboren. Ab 1911 betrieb er im Ostseebad Baabe in der Waldstraße die Pension „Erika“ und ein kleines Reisebüro. Nachdem er im Ersten Weltkrieg auf deutscher Seite gekämpft hatte, bekleidete er zwischen 1919 und 1926 das Amt des Gemeindevorstehers in Baabe. In dieser Zeit ließ er den Ortsteil Neubaabe bauen, errichtete einen Waldfriedhof, gründete die Freiwillige Feuerwehr und realisierte den Bau des Gemeindehauses in der Strandstraße 2. Bis Anfang der 1930er Jahre saß Albert Thormann für die SPD im Kreistag der Insel Rügen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Thormann weiterhin aktiv als SPD-Mitglied. 1946 trat er der aus KPD und SPD zwangsvereinigten Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) bei. In der Freien Deutschen Jugend (FDJ) engagierte er sich für einen sozialistischen Weg nach dem Vorbild Jugoslawiens. Dies führte dazu, dass Thormann denunziert und am 7. März 1948 vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet wurde. Der 70-jährige Thormann wurde noch am selben Tag von einem Sowjetischen Militärtribunal (SMT) in Greifswald wegen angeblicher „antisowjetischer Propaganda“ zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Seine Haft sollte er im Speziallager Bautzen verbringen. Nach Auflösung der sowjetischen Speziallager 1949 wurde auch Thormann, wie viele andere Häftlinge, am 16. Februar 1950 der Volkspolizei (VP) der DDR übergeben. Bis zu seinem Tod am 21. Januar 1952 blieb Thormann in Bautzen inhaftiert. Seine Rehabilitierung erfolgte im Januar 2003 durch die russische Militärstaatsanwaltschaft.
Inschriften
Inschrift des Gedenksteins
(an der Waldstraße)
Albert Thormann // Demokrat und Sozialist / Opfer des Stalinismus / geboren am 23. Januar 1878 in Kopenhagen / gestorben am 21. Januar 1952 in der Strafvollzugsanstalt Bautzen // Gemeindevorsteher und Kurdirektor im Ostseebad Baabe von 1919 bis 1926 / Abgeordneter der SPD im Kreistag Rügen von 1921 bis 1929 / Sozialdemokrat ab 1945 und bis zu seiner Verhaftung Mitglied der 1946 gegründeten SED / Albert Thormann lehnte den stalinistisch geprägten Sozialismus ab und versuchte 1947/48 Baaber FDJler für einen eigenen sozialistischen Weg nach dem Vorbild von Jugoslawien zu gewinnen / Denunzierung durch FDJler, die in den Kriegsjahren vor 1945 im Rahmen der Kinderlandverschickung im Ostseebad Baabe zur Führerschaft der Hitlerjugend gehörten / Verhaftung als 70jähriger am 7. März 1948 durch den sowjetischen Geheimdienst und Verurteilung durch das sowjetische Militärtribunal in Greifswald wegen „antisowjetischer“ Propaganda zu 25 Jahren Arbeitslager und Inhaftierung im Speziallager Bautzen / Übernahme durch die Deutsche Volkspolizei der DDR 1950 nach Auflösung der sowjetischen Speziallager und weitere Inhaftierung in der Strafvollzugsanstalt Bautzen bis zu seinem Tod / Rehabilitierung durch die Zentralstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation am 20. Januar 2003 // „Freiheit ist immer auch Freiheit des anders Denkenden“ (Rosa Luxemburg) // Während seiner Amtszeit als Gemeindevorsteher wurde / der Plan vom 1. November 1913 zur Schaffung von Neubaabe in die Tat umgesetzt / 1925 die Freiwillige Feuerwehr im Ostseebad Baabe gegründet / 1925 das Gebäude (Sandstr. 2) für die Gemeinde-/Kurverwaltung und Post erbaut / 1925 der Waldfriedhof Baabe angelegt / die Realisierung der Strandstraße mit der Mittelpromenade und der vierreihigen Ulmenallee vorbereitet / Gemeinde Ostseebad Baabe, 3. Oktober 2008
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
3. Oktober 2008 - Einweihung
Einweihung des Gedenksteins für Albert Thormann
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Nein
- Standort: Waldstraße Ecke Fritz-Reuter-Weg
- Stadt: Baabe
- Gebiet: Mecklenburg-Vorpommern
- Land: Deutschland

