Potsdam, Deutschland

Gedenkstätte zum Potsdamer Abkommen im Schloss Cecilienhof

 
Das Schloss Cecilienhof, das bei den Luftangriffen auf Potsdam unversehrt geblieben war, diente vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 als Tagungsort der Dreimächtekonferenz von Berlin – der ersten Zusammenkunft der Alliierten nach Beendigung der Kampfhandlungen in Europa. Teilnehmende der Konferenz waren Harry S. Truman, welcher den im April 1945 verstorbenen Roosevelt im Amt des amerikanischen Präsidenten abgelöst hatte, der sowjetische Regierungschef Joseph W. Stalin sowie der britische Premierminister Winston Churchill, der während der Konferenz abgewählt und durch Clement Attlee in seiner Funktion als Regierungschef ersetz wurde. Die Zusammenkunft baute wesentlich auf den 1943 in Teheran und im April 1945 in Jalta erzielten Ergebnissen auf und markierte einen Wendepunkt in den Ost-West Beziehungen. Die Vielzahl diskutierter Themen war sowohl für die gesamte Nachkriegsordnung wie auch für das weitere Schicksal des besiegten Deutschland von erheblicher Bedeutung. Gemeinsam mit ihren Außenministern und Stabschefs berieten die „Großen Drei“ während der dreizehn Sitzungstage unter anderem die Grundsätze zur Behandlung des Nachkriegsdeutschlands – das Fundament der späteren Teilung des Landes in vier Besatzungszonen. Weitere Verhandlungspunkte beinhalteten außerdem die Reparationsfrage sowie die „Westverschiebung“ Polens und die Neufestlegung seiner Grenzen entlang der Oder-Neiße-Linie. Die Gesamtergebnisse der Zusammenkunft wurden in zwei Abschlusskommuniqués – dem Potsdamer Abkommen und der Potsdamer Erklärung – festgehalten. Die Gedenkstätte Schloss Cecilienhof präsentiert sich heute von außen originalgetreu als Residenz des Kronprinzenpaares Wilhelm (1882–1951) und Cecilie (1886–1954) von Hohenzollern und von innen als historischer Ort der Potsdamer Konferenz. Die Nutzungsgeschichte des Schlosses nach Abschluss des Konferenzgeschehens ist vielfältig. Bis 1952 wurde das Anwesen von der sowjetischen Besatzungsmacht als Clubhaus für Militärangehörige genutzt. Nach der Übergabe der Anlage an die Brandenburgische Landesregierung am 10. Januar 1952 wurde sie teilweise museal erschlossen. Bis zur Friedlichen Revolution 1989 waren die vermittelten Inhalte allerdings von der einseitigen Geschichtsideologie der DDR geprägt. Schwerpunkt der Auseinandersetzung mit der historischen Vergangenheit waren die Beschlüsse und Auswirkungen der Potsdamer Konferenz. Ausstellungsbesuchern, besonders aus der Bundesrepublik und dem westlichen Ausland, sollten die positive Rolle der DDR-Regierung bei der Bewältigung des Vermächtnisses des Potsdamer Abkommens nahegebracht werden. Die kronprinzliche Geschichte der Schlossanlage blieb dabei weitgehend unbeachtet. Neben der musealen Nutzung des Anwesens wurden Teile der Schlossanlage zu DDR-Zeiten als Schulungszentrum des Demokratischen Frauenbundes (DFD) genutzt. Darüber hinaus wurden seit 1960 Gemächer des einstigen „Prinzenflügels“ als Hotel-, Konferenz- und Restauranträume kommerziell vermietet. 1990 wurde der historische Gebäudekomplex als Weltkulturerbe anerkannt und steht seit dem unter der Verwaltung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Heute informiert eine inhaltlich und konzeptionell überarbeitete Dauerausstellung in den Schlossräumen der Gedenkstätte Cecilienhof über das Konferenzgeschehen und den historischen Kontext der Zusammenkunft der „Großen Drei“. Diverse Informationsmodule sowie historische Fotografien beleuchten das Zeitgeschehen von Hitlers Machtergreifung bis zur Beendigung der Kampfhandlungen im Pazifik – von Potsdam aus gab Truman den Befehl zum Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Die nach Themenschwerpunkten geordnete Ausstellung bereitet das Konferenzgeschehen in einem Rundgang durch die vollständig möblierten und im Originalzustand belassenen Schlossräume auf. In den Räumen, die als Residenz- und Arbeitszimmer der amerikanischen, sowjetischen oder britischen Delegationen genutzt wurden, erfahren die Besucher beispielsweise über die britischen Unterhauswahlen und den anschließenden Regierungswechsel von Churchill zu Attlee. Den Mittelpunkt der Gedenkstätte bildet der große Konferenzsaal mit dem runden Verhandlungstisch. Präsentiert werden hier die in diesem Raum am 2. August von Attlee, Truman und Stalin unterzeichneten Beschlüsse des Potsdamer Protokolls. Am Ende des Rundgangs präsentiert eine Presseschau das breite mediale Echo auf die Konferenz. Ergänzend zur Darstellung der weltpolitischen Ereignisse rund um die Zusammenkunft informiert die Ausstellung außerdem über die Entstehungsgeschichte des Schlosses sowie die Schicksale seiner Bewohner. Originalexponate wie Familienfotos und Alltagsgegenstände geben Einblick in die Lebenswelt des Kronprinzenpaares, welches das Anwesen bis Februar 1945 bewohnte. Aufgrund der Sanierung des Schlosshotels und des Empfangsbereiches bleibt die Gedenkstätte zum Potsdamer Abkommen im Schloss Cecilienhof bis 2027 geschlossen. Das Schloss und seine Geschichte können jedoch im Rahmen virtueller Rundgänge und digitaler Ausstellungen über "Google Arts and Culture" erkundet werden.

Kontakt

Gedenkstätte zum Potsdamer Abkommen im Schloss Cecilienhof
Im Neuen Garten 11
14469 Potsdam
Schloss Cecilienhof auf "Google Arts and Culture": https://artsandculture.google.com/partner/schloss-cecilienhof
 
  • Kategorie: Gedenkort
  • Historisch: Ja
  • Standort: Im Neuen Garten 11
  • Stadt: Potsdam
  • Gebiet: Brandenburg
  • Land: Deutschland