Dresden, Deutschland
Gedenkstätte Bautzner Straße
Die Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Bautzner Straße, in deren Gebäudekomplex sich auch eine Untersuchungshaftanstalt befand, wurde am 5. Dezember 1989 von Dresdner Bürgern besetzt. Auch die Zellen der Untersuchungshaftanstalt wurden geräumt. In ihnen wurden die Aktenbestände der Bezirksverwaltung und der Kreisdienststellen des Bezirkes Dresden eingelagert, um sie vor weiterer Vernichtung und unbefugtem Zugriff zu sichern. Die Unterlagen gingen nach der Wiedervereinigung in die Verantwortung des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) über, dessen Dresdner Außenstelle zunächst ihren Sitz auf dem Gelände der ehemaligen Bezirksverwaltung hatte. Im Sommer 1993 zog die Außenstelle des BStU in die Riesaer Straße um. Seit 1994 befindet sich die ehemalige Untersuchungshaftanstalt unter Denkmalschutz. Im Dezember desselben Jahres wurde das leerstehende Gefängnis erstmals zur Besichtigung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach mehrjährigem Leerstand des Haftgebäudes übernahm der 1997 gegründete Verein Erkenntnis durch Erinnerung e.V. die Trägerschaft für das Areal und schloss zwei Jahre später einen Nutzungsvertrag mit der Stadt Dresden ab. Die Gebäude der Gedenkstätte befinden sich weiterhin im Besitz der Landeshauptstadt und werden dem Verein zur Nutzung als Gedenkstätte unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Seit 2001 wird der Erinnerungsort von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten gefördert.
Im Zuge einer denkmalgerechten Sanierung des Saal- und Verwaltungstrakts wurde die Gedenkstätte um einen Gebäudekomplex erweitert. So kann seit Frühjahr 2014 neben dem original erhaltenen Büro des letzten Dresdner Stasi-Chefs, Generalmajor Horst Böhm, auch ein Saal besichtigt werden, den die Staatsicherheit für Schulungen, Feierlichkeiten und Veranstaltungen nutzte. Am 28. Mai 2024 wurde die neugestaltete multimediale Dauerausstellung „Mut zur Freiheit! Verfolgung und Widerstehen in der kommunistischen Diktatur“ eröffnet. Sie integriert die Geschichte der Gedenkstätte als Gefängnis der sowjetischen Geheimpolizei NKWD, als ehemalige Bezirksverwaltung des MfS sowie als Ort der Friedlichen Revolution. Dargestellt werden die zahlreichen Formen der Verfolgung und Repression ebenso wie Opposition und Widerstand. Dabei stehen die Menschen und ihr Handeln im Vordergrund. Als Hauptobjekte der Ausstellung dienen der in seiner Grundsubstanz erhalten gebliebene ehemalige sowjetische Haftkeller sowie die im Original belassene Stasi-Untersuchungshaftanstalt. Das Kellergefängnis nutzte der NKWD ab 1945 für politische Untersuchungshäftlinge. Viele von ihnen wurden von Sowjetischen Militärtribunalen (SMT) zu langjähriger Gefängnis- und Lagerhaft oder zum Tode verurteilt. Der Zellentrakt der MfS Untersuchungshaftanstalt erstreckt sich mit 44 Haftzellen und Funktionsräumen über drei Etagen und vermittelt einen Eindruck von den Repressionsmaßnahmen, den Haftbedingungen und dem Gefängnisalltag. Alle historischen Räume der Gedenkstätte sind in einem Rundgang integriert. Die vollständig umgestaltete Ausstellungsetage zeigt die Perspektiven ehemaliger Inhaftierter, Oppositioneller und Bürgerrechtler und stellt diese den Stimmen der Mitarbeiter der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit gegenüber. Einen zusätzlichen Schwerpunkt bildet die Darstellung der Friedlichen Revolution mit der Besetzung im Winter 1989 durch Dresdner Bürger.
Eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Besetzung der früheren Bezirksverwaltung des MfS durch tausende Dresdner Bürger am 5. Dezember 1989 wurde im Dezember 1998 eingeweiht.
Kontakt
Gedenkstätte Batzner Straße
Bautzner Straße 112a
01099 Dresden
Homepage: https://www.bautzner-strasse-dresden.de/
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(an der Bautzner Straße 112a)
Hinter dieser / Mauer/ befand sich die / Bezirksverwaltung / der/Staatssicherheit. / Am 5. Dezember 1989/ erzwangen / demonstrierende / Dresdner Bürger / die Öffnung / der Tore / und besetzten dieses / Gelände
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
Dezember 1998 - Einweihung
Einweihung der Gedenktafel zur Erinnerung an die Besetzung der früheren Bezirksverwaltung des MfS in Dresden
5. Dezember 1989 - Historie
Besetzung der früheren Bezirksverwaltung des MfS in in der Bautzner Straße in Dresden
1954 - Historie
Areal wird zur Untersuchungshaftanstalt der Dresdner MfS-Bezirksverwaltung ausgebaut
1953 - Historie
Übergabe des Gelände an der Bautzner Straße durch die sowjetische Besatzungsmacht an das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR
1950 - Historie
Areal wird als neues Dresdner Zentralgefängnis der sowjetischen Besatzungsmacht in Sachsen in Betrieb genommen
1945 - Historie
Nutzung des Gebäudes durch die sowjetische Geheimpolizei, NKWD als Operativgefängnis
Literatur
- Neumann, Heiko: „Und die hatten dann irgendwie meinen Willen gebrochen.“ Haftregime & Vernehmungspraxis in der MfS-U-Haft Bautzner Straße Dresden 1953 – 1989, 2. aktualisierte Aufl., Dresden 2022.
- Sieber, Uljana: Dresden. Bautzner Straße. Von der politischen Haftanstalt zum Ort der friedlichen Revolution, Berlin 2017.
- Bücher, Christine/Sieber, Uljana (Hrsg.): HEIM_WEG. Neun Dresdner berichten. 1907 – 2007, Dresden 2017.
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Ja
- Standort: Bautzner Straße 112a
- Stadt: Dresden
- Gebiet: Sachsen
- Land: Deutschland





