Anlässlich des 20. Jahrestages der ersten friedlichen Demonstrationen in Meißen im Herbst 1989 wurde am 24. Oktober 2009 in das Pflaster auf dem Marktplatz eine Gedenktafel eingelassen. Das Erinnerungszeichen markiert den Standort, an dem am 24. Oktober 1989 zahlreiche Meißner für die Zulassung des Neuen Forum und demokratische Rechte demonstrierten. Noch vor den ersten großen Protestkundgebungen im Herbst trat die Meißner Frauenkirche bereits im Frühjahr 1989 mit einer systemkritischen Ausstellung an die Öffentlichkeit. Die am 28. April eröffnete Schau „Kehrseiten – Eine Stadtwanderung durch das alte Meißen“ präsentierte Aufnahmen der Fotografin Leonore Lobeck, auf denen sie den desolaten baulichen Zustand der Meißner Altstadt dokumentierte. Binnen eines Monats verzeichnete die Ausstellung schätzungsweise 40 000 Besucher. Begleitende Gespräche in der Kirche nahmen den Charakter von Bürgerdialogen an. Im Herbst war die Zeit reif. Die Krisenerscheinungen in der DDR mehrten sich. Trotz maroder Wirtschaft, finanziellen Bankrotts und tiefgreifender gesellschaftspolitischer Umbrüche hielt die SED-Führung bis zuletzt an den überkommenen Verhältnissen fest und war nicht bereit nachhaltige Reformen anzustoßen. Auch in Meißen trugen die Menschen ihren Protest auf die Straßen. Nach einer ersten Demonstration am 24. Oktober versammelten sich nur zwei Tage später, am 26. Oktober, etwa 8000 Bürger auf dem Marktplatz und forderten die Zulassung des Neuen Forum sowie die Abschaffung des Führungsanspruches der SED. Bereits am 31. Oktober fanden wiederholt etwa 8000 Personen zusammen und erneuerten ihre Forderung, der sie nun auch die Ablösung des Rates des Kreises hinzufügten. Am darauffolgenden Tag demonstrierten schätzungsweise 10 000 Menschen auf dem Marktplatz für politische Veränderungen, für mehr Umweltschutz und weiterhin für die Zulassung des Neuen Forum. Auf Plakaten und Transparenten verlangten am 7. November etwa 5000 Meißner den Rücktritt der Regierung, die Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit, die Einführung der Reisefreiheit sowie das Ende der SED-Alleinherrschaft. Auch nach dem Fall der Berliner Mauer, versammelten sich am 14. November etwa 4000 Bürger zu einer Demonstration gegen das im Verfall begriffene SED-Regime. Weitere Protestaktionen mit jeweils etwa 1000 Teilnehmern folgten im Laufe des Monats. Am 12. Dezember fand schließlich die letzte große Meißner Demonstration der Friedlichen Revolution unter dem Motto „Für unser Volk“ statt.

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Publikationen der Bundesstiftung

• Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns an die Friedliche Revolution, Berlin 2024