Mit hoch aufragenden Stahlplatten wird der frühere innerdeutsche Grenzverlauf bei Abbenrode im Harz markiert. Auf Initiative des Designers und Architekten Claus Christian Wenzel wurde das Environment (räumliche Kunstform) „Auflösung Eiserner Vorhang“ 1995/1996 realisiert. Anlässlich des Bahnlückenschlusses zwischen Stapelburg und Vienenburg am 1. Juni 1996 wurde das Kunstwerk direkt an den Gleisen der nach 50 Jahren Trennung wieder errichteten Ost-West-Verbindung eingeweiht. Wenzel initiierte das Projekt als Leiter des Planungsamts von Wernigerode und gründete eigens dafür eine Interessengemeinschaft. Die Gemeinde Abbenrode baute das Kunstwerk, Stahlplatten wurden vom Walzwerk Ilsenburg gespendet und zugeschnitten. Abbenroder Bürger errichteten schließlich das Denkmal unentgeltlich. Das Projekt erhielt im Jahre 1998 einen Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt.
Zehn Stahlplatten wurden auf einem Kilometer Strecke entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze aufgestellt. Sechs von ihnen stehen in einer dichten Ansammlung direkt an der Bahnstrecke Halle/Leipzig-Braunschweig/Hannover, und zwar genau an der Stelle, an der die Schienen die frühere innerdeutsche Grenze kreuzen. Die 6,60 Meter hohen Platten sind unbehandelt und rosten. Der Rost soll die Verbindung zwischen Natur und Geschichte verdeutlichen. Wenzel selbst bezeichnet die Ansammlung der Stahlplatten als „gestalteten Schrotthaufen der Weltgeschichte“, weil einige – als wurden sie vergessen – umgestürzt am Boden liegen.
Dieses Landschaftskunstwerk ist neben einem Kolonnenweg die einzige Erinnerung an die einst in diesem Gebiet verlaufene Grenze. Die Grenzsperranlagen wurden sämtlich abgebaut, der Grenzstreifen als Ackerland genutzt.
Am 27. Januar 2010 wurde nach genau 20 Jahren in einer gemeinsamen Feier der Orte Abbenrode und Lochtum mit der Einweihung einer Gedenktafel an dem letzten Element des „Environments“ an der „Brücke der Einheit“ der hier verspäteten Grenzöffnung gedacht.
Ereignisse
1. Juni 1996 - Einweihung
Einweihung des Environment "Auflösung Eiserner Vorhang"
Literatur
- Weihe, Andreas: Kleines Stück vom Eisernen Vorhang, in: Goslarsche Zeitung, 2.6.2000
- Ullrich, Maren: Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze, Berlin 2006
- Becker, Anja: Wie Gras über die Geschichte wächst. Orte der Erinnerung an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, Berlin 2004. Diplomarbeit TU Berlin 2003 (= Schriftenreihe Landschaftsentwicklung und Umweltforschung, Nr. 124)
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016