Jahrhundertelang war der Hülfensberg bei Döringsdorf ein bekannter Wallfahrtsort. Seit dem 12. Jahrhundert steht dort das Hülfenskreuz, das seit dem 19. Jahrhundert von den Franziskanern betreut wird. Mit der Errichtung der Grenze zur Bundesrepublik und der Einrichtung eines Sperrgebietes 1952 durfte der an der thüringisch-hessischen Grenze gelegene Berg nur noch mit Sondergenehmigung betreten werden.
Am 14. Juni 1980 wurde mit dem Eichsfelder Kreuz auf der hessischen Seite ein Ersatz für den Wallfahrtsort geschaffen. Die Initiative dafür ergriffen Bert Rühlemann und Monsignore Lothar Maßberg. Rühlemann war nach 26-monatiger Haft bei der Staatssicherheit in die Bundesrepublik Deutschland entlassen worden und wollte mit dem Kreuz ein Zeichen des Dankes für die wiedererlangte Freiheit sowie der Mahnung und der Hoffnung auf Wiedervereinigung setzen. Alljährlich versammelten sich am Samstag nach Christi Himmelfahrt an dieser Stelle tausende Menschen und gedachten der deutschen Teilung.
Im Jahr 1984 wurde der Verein „Eichsfelder Konvent“ gegründet, der es sich zum Ziel machte, einen Ersatzwallfahrtsort für den nicht zugänglichen Hülfensberg 100 Meter unterhalb des Berges zu errichten. Der für 1989 vorgesehene Baubeginn konnte jedoch abgesagt werden – die Grenzen waren jetzt offen. Stattdessen erfolgte im Sommer 1992 auf dem Hülfensberg der erste Spatenstich für die Kapelle der Einheit. Bereits für den Bau der Ersatzwallfahrtsstätten hatten engagierte Bürger von überall her Steine mitgebracht, um sie darin zu verbauen. Nun wurden diese Steine aus allen Teilen Deutschlands sowie aus Israel in der Kapelle eingemauert. Vor der Kapelle ist aus Steinen eine Karte Deutschlands dargestellt worden, auf dem Boden in der Kapelle eine Karte des Eichsfeldes. Am 22. Mai 1993 wurde die Kapelle feierlich geweiht. Alljährlich findet nun am Samstag nach Christi Himmelfahrt an diesem Ort eine Gedenkfeier statt. Für sein Engagement, auch bei der Errichtung der Kapelle der Einheit, wurde Pfarrer Monsignore Lothar Maßberg im Jahr 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Ereignisse
22. Mai 1993 - Einweihung
Feierliche Einweihung der Kapelle der Einheit
14. Juni 1980 - Historie
Schaffung eines Ersatzes für den unzugänglichen Wallfahrstsort bei Döringsdorf mit Errichtung des Eichsfelder Kreuzes an der hessischen Seite
Literatur
- Ullrich, Maren: Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze, Berlin 2006
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016