Berlin, Deutschland
Ehemalige Alliierte Kommandantur Berlin
Mitte der 1920er Jahre plante der Verband öffentlicher Feuerversicherungsanstalten in Deutschland ein neues Gebäude für seine Hauptverwaltung, das 1927 in der Kaiserswerther Straße bezogen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Alliierten dieses Objekt. Am 25. Juli 1945 nahm dort die Alliierte Kommandantur als oberste gemeinsame Verwaltungsbehörde der vier Siegermächte USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion in Berlin mit einer ersten Sitzung der Stadtkommandanten ihre Arbeit auf. Zuvor hatten innerhalb von nur fünf Tagen 250 Handwerker das im Krieg erheblich beschädigte Gebäude instand gesetzt.
Die Oberbefehlshaber der Alliierten hatten am 5. Juni 1945 die Erklärung über die Übernahme der obersten Regierungsgewalt in Deutschland unterzeichnet und an diesem Tage auch die Grundlage für eine gemeinsame Verwaltung Berlins geschaffen. Die Kommandantur war dem für ganz Deutschland zuständigen Alliierten Kontrollrat unterstellt. Die vier Mächte richteten in der Alliierten Kommandantur einen eigenen Bereich mit Sekretariat und Büros für Kommandanten, Stellvertreter und Stabschef ein. Mit einem Verbindungsoffizier wurde der Kontakt zum Berliner Magistrat hergestellt. Ursprünglich 18 Komitees arbeiteten zum Teil detaillierte Befehle zu allen Bereichen des städtischen Lebens aus. Die vier Stadtkommandanten wechselten sich im Vorsitz für die Konferenzen im Monatsrhythmus ab. Die Beschlüsse mussten einstimmig gefasst werden.
Als die SED – gegründet 1946 durch Zusammenschluss von KPD und SPD – bei den freien Wahlen zur Berliner Stadtverordnetenversammlung am 20. Oktober 1946 weit weniger Stimmen erhielt, als die SPD, änderte sich die Stimmung unter den ehemaligen Verbündeten. Die sowjetischen Vertreter begannen die Sitzungen zu stören und zu verzögern. Am 16. Juni 1948 verließ der sowjetische Stadtkommandant, Generalmajor Alexander Kotikow, unter Protest die Sitzung. Die Sowjetunion erklärte die Alliierte Kommandantur für aufgelöst. Die drei westlichen Stadtkommandanten nahmen im Dezember 1948 ihre Arbeit wieder auf und führten sie unter einem Foto und neben einem leeren Platz des sowjetischen Stadtkommandanten fort. Während der durch die Sowjetunion herbeigeführten Berlin-Blockade verließen am 13. August 1948 die letzten sowjetischen Mitarbeiter die Kommandantur.
Ab 1949 verstand sich die Alliierte Kommandantur nur noch als beratende Instanz. Entscheidungen konnte sie nur in den Westsektoren umsetzen. Im Jahre 1955 stimmte die Kommandantur grundsätzlich der Übernahme von Bundesrecht für West-Berlin zu und ermöglichte damit eine engere Anbindung des Westteils der geteilten Stadt an die Bundesrepublik Deutschland. Bei Fragen der inneren und äußeren Sicherheit West-Berlins blieben die westalliierten Stadtkommandanten maßgebend. Die letzte Sitzung der Stadtkommandanten von West-Berlin fand in der Kaiserswerther Straße am 2. Oktober 1990 statt, einen Tag vor der deutschen Einheit. 1994 zog das Präsidialamt der Freien Universität in das Haus ein.
Am 19. Juni 1998 wurde auf Initiative des Bezirks Zehlendorf an dem Gebäude eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Alliierte Kommandantur eingeweiht.
Inschriften
Inschrift der Gedenktafel
(am Gebäude der ehemaligen Alliierte Kommandantura)
Dieses Gebäude ist 1926/1927 als Hauptverwaltung für / den Verband Öffentlicher Versicherungsanstalten / in Deutschland errichtet worden / Seit dem 25. Juli 1945 war es Sitz der / ALLIIERTEN KOMMANDANTURA / der obersten gemeinsamen Verwaltungsbehörde der / vier Hauptsiegermächte für Berlin, die auch nach dem Auszug / der Sowjets 1948 bis zum Ende der Besatzungszeit / am 2. Oktober 1990 bestand
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
19. Juni 1998 - Einweihung
Einweihung der Gedenktafel zur Erinnerung an die Alliierte Kommandantur
25. Juli 1945 bis 2. Oktober 1990 - Historie
Gebäude dient als Sitz der Alliierten Kommandantura
1926 bis 1927 - Historie
Gebäude dient als Sitz der Hauptverwaltung für den Verband Öffentlicher Versicherungsanstalten in Deutschland
Literatur
- Lönnendonker, Siegward/Meißner, Betina/Stubert, Angelika: Kaiserswerther Straße 16–18. Zum Einzug der Freien Universität in die frühere Alliierte Kommandantur, Berlin 1994 (= Dokumentationsreihe der Freien Universität Berlin, Heft 22)
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Ja
- Standort: Kaiserswerther Straße 16–18
- Stadt: Berlin
- Ortsteil: Steglitz-Zehlendorf
- Gebiet: Berlin
- Land: Deutschland


