Zwischen dem Ostbahnhof und der Oberbaumbrücke steht entlang der Mühlenstraße das längste bis heute erhalten gebliebene Teilstück der Berliner Mauer, die East Side Gallery. Mit seinen farbenfrohen Gemälden auf Beton ist das ein Kilometer lange Ensemble am östlichen Ufer der Spree eine Touristenattraktion. 1990 bemalten 118 Künstler aus 21 Ländern die Segmente der Hinterlandmauer und hielten damit ihre Gedanken zur Öffnung der Mauer am 9. November 1989 fest. Initiiert wurde die Gestaltung der Grenzanlage von der Ost-Berliner Künstlerin Heike Stephan und dem West-Berliner Künstler David Monty. Für die Bemalung der Mauer erhielten sie die Genehmigung des DDR-Ministerrates. Am 28. September 1990, kurz vor der Wiedervereinigung, wurde die East Side Gallery eröffnet.
Von den 1990 entstandenen Kunstwerken ist nur noch das – mittlerweile konservierte – Originalbild „Hands“ von Margaret Hunter und Peter Russel erhalten geblieben. Dafür sind heute Repliken der Originalwerke aus dem Jahr 2009 zu sehen. Die eigentliche Grenze zwischen Ost und West bildete an dieser Stelle das Kreuzberger Ufer, die Spree gehörte zum Ostteil. Die East Side Gallery ist die ehemalige Hinterlandmauer entlang der Mühlenstraße, die an dieser Stelle ausnahmsweise mit dem 3,6 Meter hohen Mauertyp-75 ausgeführt wurde. Die Grenzmauer sollte nicht nur Fluchtversuche verhindern, sondern auch den Blick in den Grenzstreifen unmöglich machen. Diente die Mühlenstraße doch als „Protokollstrecke“ für hochrangigen Besuch in der DDR und war eine damals viel befahrene Verbindung zwischen dem Ost-Berliner Stadtzentrum und der Autobahn Richtung Leipzig und Dresden. Damals war die heute übliche Zufahrt zur A9 Richtung Leipzig und München nicht möglich, da die kürzeste Strecke durch West-Berlin geführt hätte.
Bereits 2006 waren aus städtebaulichen Erwägungen – mit dem Bau der Mehrzweckhalle O2-Arena, die einen direkten Zugang zur Spree erhielt – mehrere bemalte Mauersegmente auf einer Länge von 41 Metern versetzt worden. Im Zuge der Bebauung attraktiver Ufergrundstücke erfolgten, begleitet von Protesten, 2013 und zuletzt 2018 weitere Eingriffe in das denkmalgeschützte Ensemble. Im November 2018 übertrug das Land Berlin die beiden Grundstücke „Park an der Spree“ sowie den „East Side Park“ zusammen mit den Segmenten der einstigen Berliner Mauer an die Stiftung Berliner Mauer, um diesen Gedenkort zu pflegen und zu erhalten sowie Informations- und Vermittlungsarbeit zu leisten.
Im November 2022 eröffnete an der East Side Gallery außerdem eine von der Stiftung Berliner Mauer konzipierte Open-Air-Ausstellung. Sie widmet sich zum einen dem Ort als Teil des DDR-Grenzregimes bis 1989 / 90 und zum anderen der künstlerischen Aneignung des Mauerabschnitts als Sinnbild für die Überwindung der SED-Diktatur. Die Ausstellungselemente umfassen 15 Informationsstelen aus Spiegelglas – die mit 3,6 Metern Höhe genauso groß sind wie die originalen Mauersegmente – sowie drei "Mauerwinkel“ aus gebürstetem Aluminium mit Bildern und Texten. Die erneuerten Informationstafeln vor den einzelnen Mauerkunstwerken verweisen mit QR-Codes darüber hinaus auf die neu konzipierte Online-Ausstellung mit weiterführendem Text-, Bild- und Videomaterial rund um die East Side Gallery.
Kontakt
Infomobil der Stiftung Berliner Mauer
Mühlenstraße 73
10243 Berlin
Ereignisse
28. September 1990 - Eröffnung
Eröffnung der East Side Gallery
1990 - Historie
118 Künstler aus 21 Ländern bemalen die Segmente der Hinterlandmauer
9. November 1989 - Historie
Fall der Berliner Mauer
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns an die Friedliche Revolution, Berlin 2024