Leipzig, Deutschland
Denkmal zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953
Im damaligen DDR-Bezirk Leipzig kam es am 17. Juni 1953 in allen dreizehn Kreisen zu Demonstrationen, Arbeitsniederlegungen und größeren Unruhen. Nach Angaben der Volkspolizei soll sich in 28 Großbetrieben die Mehrheit der insgesamt 120 300 Beschäftigten an den Streiks beteiligt haben. Im Leipziger Umland fanden vor allem an den Industriestandorten Schkeuditz, Delitzsch, Böhlen und Eilenburg Streiks und Demonstrationen statt. Leipzig gehörte neben Berlin und Halle zum Zentrum der Streikbewegung. So wurde auch der am 17. bzw. 18. Juni 1953 durch die sowjetische Besatzungsmacht ausgerufene Ausnahmezustand in den drei Städten noch bis zum 11. Juli aufrechterhalten.
In Leipzig begannen die Arbeitsniederlegungen in den Morgenstunden des 17. Juni. Streikleitungen bildeten sich, und Demonstrationszüge bewegten sich seit dem Vormittag aus den Fabriken in Richtung Stadtzentrum. Auf Transparenten solidarisierten sich die Streikenden mit den Berliner Arbeitern. Sie verlangten neben wirtschaftlichen Verbesserungen, wie z. B. Senkung der Arbeitsnormen und bessere Versorgung, auch politische Veränderungen: Die Absetzung der Regierung, freie Wahlen, Zulassung aller Parteien und die Freilassung aller politischen Gefangenen wurden gefordert. Wie an anderen Orten auch, stürmten die Demonstranten am frühen Nachmittag die Institutionen der Macht. Gebäude der SED, der FDJ und des FDGB, aber auch der „Leipziger Volkszeitung“ und des Gerichtes wurden besetzt. Gegen 16 Uhr wurde der Ausnahmezustand verhängt, und sowjetische Panzer rollten ins Zentrum der Stadt. Die etwa 40 000 bis 100 000 Demonstranten leisteten dennoch bis in den Abend hinein Widerstand. Zwischen 15 und 16 Uhr wurde der 19-jährige Dieter Teich vermutlich durch einen Volkspolizisten erschossen. Bis zum Abend erhöhte sich die Zahl der Getöteten auf drei; verletzt wurden ca. 120 Personen. Nur mit großer Anstrengung gelang es den Besatzungstruppen und der Volkspolizei, Leipzig in den folgenden Tagen wieder unter Kontrolle zu bringen. Drei Arbeiter wurden nach der Niederschlagung des Aufstandes wegen Beteiligung an den Streiks vom sowjetischen Militärkommandanten zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Anlässlich des 50. Jahrestages des Volksaufstandes legte der Förderverein für ein Denkmal zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953 e. V. am 17. Juni 2003 an der Nordseite des Alten Rathauses hinter der Alten Börse in Leipzig den Grundstein für ein Denkmal. Eine Tafel im Fußweg trägt die Inschrift „17. Juni 1953“. Das fertige Denkmal wurde am 9. November 2003 vom Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Wolfgang Tiefensee, der Öffentlichkeit übergeben. Ein in das Straßenpflaster eingelassener drei mal vier Meter großer Bronzeabdruck von Panzerketten erinnert an die gewaltsame Niederschlagung des Aufstandes in Leipzig durch die sowjetischen Streitkräfte.
Inschriften
Inschrift der Tafel
(in den Fußweg eingelassen)
17. Juni 1953
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Literatur
- Roth, Heidi: Der 17. Juni 1953 in Sachsen, Köln 1999
- Ahrberg, Edda/Hertle, Hans-Hermann/Hollitzer, Tobias/Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (Hrsg.): Die Toten des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953, Münster 2004
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Unbekannt
- Standort: Salzgäßchen
- Stadt: Leipzig
- Gebiet: Sachsen
- Land: Deutschland