25 Jahre nach dem Mauerfall wurde am 25. Oktober 2014 ein Denkmal zur Erinnerung an die Friedliche Revolution in Halberstadt an der Martinikirche eingeweiht. Die Festrede hielt der Bürgerrechtler und Mitbegründer des Neuen Forums in Berlin, Jens Reich. 2011 wurde das Projekt „DenkOrt Martini“ von einer Initiativgruppe ins Leben gerufen. Diese sammelte Spenden, um an dem Ort, wo die Demonstrationen in Halberstadt ihren Ausgang nahmen, diejenigen zu ehren, die an den Gebeten und anschließenden Protestmärschen gegen das SED-Regime teilgenommen haben, sowie Besucher und die jüngeren Generationen über die historischen Ereignisse zu informieren. Der Metallbauer Felix Kästner in Klein Quenstedt fertigte die neun Meter hohe Stele, die an der Westfassade der Kirche angebracht wurde, nach einem Entwurf von Katharina Hinz an. Im oberen Teil symbolisieren mehr als 300 bewegliche Edelstahl-Streifen die unzähligen Kerzen, die 1989 in der Martinikirche entzündet und durch die Stadt getragen wurden. Die Streifen reflektieren das Sonnenlicht und werfen die Strahlen in die Stadt hinein. Im unteren Bereich sind zwei Texttafeln angebracht, die den historischen Verlauf der Friedlichen Proteste in Halberstadt darstellen.
Inschriften
Inschrift der ersten Gedenktafel
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
FRIEDLICHE REVOLUTION IM HERBST 1989 / IN HALBERSTADT // Mittwoch, 4. Oktober / Etwa 800 Menschen finden sich zum ersten / „Gebet für unser Land“ in der Martinikirche zusammen // Mittwoch, 11. Oktober / Über 4000 Menschen versammeln sich zum zweiten / „Gebet für unser Land“. Überschattet von der Angst vor / dem Einsatz von Bereitschaftspolizei und Kampfgruppen.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der zweiten Gedenktafel
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
Mittwoch, 25. Oktober / Tausende Menschen nehmen im Anschluss an das / „Gebet für unser Land“ am ersten Demonstrationszug / durch das Stadtzentrum teil // Samstag, 28. Oktober / Im Überfüllten „Klubhaus der Werktätigen“ diskutieren / viele Bürger, darunter Vertreter des Neues Forums und / der Kirchen, mit Funktionären des örtlichen Staats- / und Parteiapparates über notwendige Veränderungen. / Jeden Mittwoch wurde das „Gebet für unser Land“ / mit anschließenden Demonstrationszügen durch / das Stadtzentrumfortgesetz.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
Mittwoch, 8. November / Einen Tag vor der Maueröffnung / demonstrieren 12.000 Menschen. // Dienstag, 5. Dezember / Der „Runde Tisch“ konstituiert sich in Halberstadt unter / Beteiligung von Vertretern der Kirchen, des neuen Forums, / der neu gegründeten Sozialdemokratischen Partei / und den systemtragenden Parteien. // Mittwoch, 20. Dezember / Großkundgebungen vor der Martinikirche: Neben Rednern / der Bürgerbewegungen und der Kirchen spricht auch der / Oberbürgermeister der Partnerstadt Wolfsburg.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der dritten Gedenktafel
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
Sonntag, 14. Januar 1990 / Eine große Demonstration mit 20.000 Teilnehmern zieht unter / dem Motto: „gegen die Restaurationspolitik der SED und ihres / Sicherheitsapparates“ von der Martinikirche zur SED-Kreisleitung. // So wie in Halberstadt und vielen anderen Städten der / damaligen DDR führte die „Friedliche Revolution“ zu den / ersten freien Wahlen im März 1990 und zum Ende der DDR.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der vierten Gedenktafel
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
DENKORT MARTINI // Blinkende, bewegende Edelstahlstreifen reflektieren / das Sonnenlicht in die Stadt hinein. Sie erinnern an die / unzähligen Kerzen, die im Herbst ’89 in der Martinikirche / angezündet und durch das Zentrum von Halberstadt / getragen wurden. Die Lichtreflexe vergegenwärtigen die / Sehnsüchte nach demokratischen Grundrechten, die die Menschen in jenem Herbst beflügelten.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der fünften Gedenktafel
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
Seit de, 4. Oktober 1989 kamen wöchentlich viele / Menschen zum „Gebet für unser Land“ in der Martinikirche / zusammen, um politische Veränderungen in der damals / vierzigjährigen DDR einzufordern. / Die öffentliche Äußerung von Kritik und Austausch von / Informationen, Gedanken und Meinungen war zunächst / nur durch die Sicherheit in einer immer größer werdenden / Gemeinschaft und die Kraft der Gebete im geschützten Raum der Martinikirche möglich.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschrift der sechsten Gedenktafel
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
Schließlich fanden die Versammelten den Mut, / ihren Protest zu Tausenden aus der Kirche heraus in die / Stadtöffentlichkeit zu tragen, immer unter / der ausdrücklichen Losung: „keine Gewalt!“ / Mit Kerzen und Transparenten in den Händen zogen die Demonstrierenden für eine freie und demokratische Zukunft / durch die Straßen. / Ebenso wurde von den Halberstädtern / die sofortige Beendigung des Abrisses ihrer historischen Altstadt nachdrücklich eingefordert.
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch
Inschroft der siebten Gedenktafel
(am Fuße des Denkmals, an der Kirche St. Martini)
Die Bürgerbewegung „Neues Forum“, die sich im / September 1989 in Berlin und wenig später auch in Halberstadt trotz erheblicher staatlicher Widerstände / gründete, prägte wesentlich die Veränderungsprozesse / in der Zeit der politischen Wende
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch