Salzgitter, Deutschland
Denkmal „Berliner Mauer“
Wenige Monate nach Beginn des Mauerbaus nahm am 24. November 1961 die Zentrale Beweismittel- und Dokumentationsstelle der Landesjustizverwaltung, kurz Zentrale Erfassungsstelle, ihre Arbeit auf. Die Einrichtung wurde geschaffen, um die Verbrechen des SED-Regimes zu erfassen – beispielsweise Unrechtsurteile aus politischen Gründen, Misshandlungen im Strafvollzug oder politische Verfolgung – und diese als Beweismittel zu sichern. Gesammelt und dokumentiert wurden vor allem Zeugenaussagen von DDR-Bürgern, die in die Bundesrepublik flüchteten. Des Weiteren nahm die Zentrale Erfassungsstelle Aussagen von westdeutschen Augenzeugen auf, die Fluchtversuche an der innerdeutschen Grenze beobachteten. Im Fall der deutschen Vereinigung sollten die Hinweise zur Eröffnungen von Strafverfahren genutzt werden. Sie sollten zudem das Unrechtsbewusstsein bei potentiellen Tätern wecken. Nach der Wiedervereinigung endete die Erfassungstätigkeit der Dienststelle. Die Einrichtung wurde unter der Bezeichnung Zentrale Dokumentationsstelle der Landesjustizverwaltung weitergeführt und 1994 an das Oberlandesgericht Braunschweig verlegt. Zwischen 1961 bis 1992 hatte man über 42 000 Gewaltakte in der DDR registriert. In den Jahren nach dem Fall der Mauer wurden rund 40 000 Ermittlungsvorgänge zur strafrechtlichen Auswertung den zuständigen Staatsanwaltschaften der neuen Bundesländer übergeben. Heute ist das vorhandene Datenmaterial im Bundesarchiv Koblenz für Forschungszwecke zugänglich. Um die Zentrale Erfassungsstelle nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, beauftragte im November 2007 der Verwaltungsausschuss der Stadt auf Antrag der CD_Ratsfraktion die Stadtverwaltung Salzgitter, ein „sichtbares Zeichen“ zur Würdigung der früheren Einrichtung und ihrer Tätigkeit zu setzen. Am 9. November 2009, anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls, wurde daraufhin eine Stele, ein Originalsegment der Berliner Mauer und eine Erinnerungstafel als Gedenkstätte vor dem Gebäude eingeweiht. Das 2,7 Tonnen schwere, 3,70 Meter hohe sowie ein Meter breite Mauerteil war zum Anfang des Jahres vom Fachdienst Kultur ersteigert worden. Sein ursprünglicher Standort war in Berlin am Spreebogen Ecke Schiffbauerdamm/Reinhardtstraße. Neben dem Mauerstück in Salzgitter befinden sich zwei große verglaste Informationstafeln mit Abbildungen.
Die Gedenkfeier zur Einweihung des Monuments begann am 9. November 2009 im örtlichen Gymnasium. Die Oberbürgermeister von Salzgitter und Gotha, Frank Klingebiel und Knut Kreuch, sowie der ehemalige Sprecher der Zentralen Erfassungsstelle, Dr. Hans-Jürgen Grasemann, sprachen Geleitworte vor mehr als 100 Jugendlichen aus beiden Orten und dem Umland.
Das Mauersegment ist mit einer Metallplatte versehen. In einer runden Vertiefung der Tafel ist neben dem ersten Teil der Inschrift ein Stück Stacheldraht dargestellt.
Ereignisse
9. November 2009 - Einweihung
Einweihung des Denkmals „Berliner Mauer“
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
- Kategorie: Gedenkort
- Historisch: Nein
- Standort: Polizeigebäude am Pfingstanger
- Stadt: Salzgitter
- Gebiet: Niedersachsen
- Land: Deutschland
