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Eine der ersten Bürgerrechtsbewegungen in Osteuropa. Die Hilfsaktion verschiedener oppositioneller Gruppen zugunsten der 1976 inhaftierten Musiker der Undergroundband „Plastic People of the Universe“ trug mit zur Entstehung der Bürgerrechtsbewegung Charta 77 in der Tschechoslowakei bei. Die kommunistische Regierung verpflichtete sich mit ihrer Unterschrift unter die KSZE-Schlussakte von Helsinki vom August 1975 zur Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte. In der Folge ratifizierte das tschechoslowakische Parlament auch den UN-Zivilpakt und den UN-Sozialpakt, womit in der Tschechoslowakei eine legale Grundlage für die Einforderung der darin enthaltenen Rechte gelegt war. Die Bürgerrechtsbewegung Charta 77 verstand sich selbst als freie, informelle und offene Gemeinschaft von Menschen mit unterschiedlichen Anschauungen, Religionszugehörigkeiten und Berufen, die der Wille einte, für die Einhaltung der Menschen- und Bürgerrechte in der Tschechoslowakei und weltweit einzutreten. Gegen die Unterstützer der Charta 77 ergriff der Staat zahlreiche repressive Maßnahmen, darunter Desinformationskampagnen und Gefängnisstrafen. Bis November 1989 unterzeichneten rund 2.000 Personen die ursprüngliche Petition der Charta 77, ungefähr 300 von ihnen mussten ihr Land aus politischen Gründen verlassen. Bis 1987 verstand die Bürgerrechtsbewegung sich und ihr Handeln als grundsätzlich unpolitisch. Erst in den letzten zwei Jahren vor der Samtenen Revolution entwickelte sich aus der Charta 77 nach und nach eine politische Opposition im engeren Sinne.