Das Denkmal im kanadischen Toronto, das am 14. September 1980 eingeweiht wurde, stellte seinerzeit eines der repräsentativsten und exponiertesten Mahnmale dieser Art im öffentlichen Raum eines westlichen Landes dar. Seine Errichtung wurde vom »Kanadisch-Polnischen Kongress« angestoßen, dem Dachverband der polnischen Exilgemeinschaft in Kanada, der sich seit 1974 um einen Standort für ein solches Denkmal bemüht hatte. Nachdem entsprechende Anfragen unter anderem in der kanadischen Hauptstadt Ottawa erfolglos geblieben waren, stellte der Stadtrat von Toronto dem Kongress eine kleine Freifläche am Ende der Roncesvalles Avenue, einem Zentrum des polnischen Exillebens in der Hauptstadt der Provinz Ontario, zur Verfügung. Der Standort befindet sich an einer belebten Straßenkreuzung unweit des Ufers des Ontariosees.
Das Denkmal wurde vom Sieger des ausgeschriebenen Wettbewerbs, dem 1958 aus Polen in die USA emigrierten Architekten Tadeusz M. Janowski, gestaltet. Es besteht aus einem mächtigen vertikalen Block aus polierter Bronze, der sich über 3,5 Meter in die Höhe erhebt und 3,5 Meter breit ist. Dieser Bronzeblock ruht auf einem schmalen, flachen Sockel, auf dem das Wort »KATYŃ« eingraviert ist, und wird von einem tiefen gezackten Riss fast in zwei Teile zerteilt. Oberhalb dieses Sinnbilds der tiefen Wunde, die Katyń für Polen bedeutet, ist ein dezentes Kreuz in die Front des Blocks eingraviert.
Die Inschriften des Denkmals befinden sich an beiden Seiten des Blocks unter je einem eingravierten, gekrönten polnischen Adler. An der linken Seite ist der englische, auf der rechten Seite der polnische Text zu lesen. Die polnische Inschrift wird durch ein eingraviertes »Virtuti Militari«-Kreuz, den höchsten Orden der Polnischen Armee, ergänzt.
Das Denkmal selbst ist von einem künstlerisch gestalteten Umfeld umgeben. So sind in das Pflaster vor dem Denkmal drei Aluminiumstreifen mit Stacheln eingelassen, die an die Stacheldrahtumzäunung der Kriegsgefangenenlager erinnern sollen. Der kleine Platz wird von zwei Feldern mit insgesamt 15 schräg in den Boden versenkten Betonquadern begrenzt. Diese stehen für jeweils tausend ermordete Soldaten und sind teilweise von der Vegetation überwuchert.
Da die an der Seite angebrachten Inschriften sich für den flüchtigen Betrachter offenbar als nicht sichtbar erwiesen haben, steht auf einer gesonderten Bronzetafel links vor dem Denkmalensemble noch einmal der englische Text, in diesem Fall mit dem »Virtuti Militari«-Orden anstelle des polnischen Adlers.
Die feierliche Enthüllung des Denkmals fand am 14. September 1980 statt und war ein großes Ereignis für die polnische Gemeinschaft in Kanada und Nordamerika. Mehrere tausend Menschen nahmen daran teil. Die katholische Kirche wurde vertreten von dem für die polnische Emigration zuständigen Kardinal Władysław Rubin. Auch der polnischstämmige Senator Stanisław Hajdasz und der Abgeordnete Jesse Flis wohnten der Zeremonie bei. Sie durften jedoch aus politischer Rücksichtnahme nicht als Vertreter des kanadischen Staats auftreten.
Seit seiner Einweihung werden regelmäßig Kränze vor dem Mahnmal niedergelegt und Gedenkfeiern von der örtlichen polnischen Gemeinschaft abgehalten.
Wenige Meter neben dem Denkmal für die Opfer von Katyń wurde im Jahr 2000 ein weiterer, etwas bescheidenerer Gedenkstein, ein rötlicher Granitfindling, errichtet. Er wurde am 60. Jahrestag der ersten Massendeportationen aus den polnischen Ostgebieten, am 10. Februar 2000, eingeweiht und soll an die nach Sibirien deportierten Polen erinnern. Seine Errichtung geht auf den »Verband der Polnischen Ostgebiete in Toronto« (polnisch »Związek Ziem Wschodnich Rzeczypospolitej Polskiej, Koło w Toronto«) zurück, dessen Wappen auch ein zentrales Gestaltungselement des Gedenksteins darstellt. Außerdem ist auf dem Findling eine Bronzetafel mit dem polnischen Wappen und einer zweisprachigen Inschrift angebracht.
Inschriften
Gedenkstein für die nach Sibirien deportierten Polen
(Auf der Bronzetafel auf dem Findling)
1940 [polnisches Wappen] 2000 /
In Memoriam / … Lest we forget … /
May the tragic death of tens of thousands of / polish citizens in Soviet forced labour
camps, / political prisons and execution sites, always / remind the world that freedom is bought with / great sacrifice. /
Dedicated to the memory of over one million seven / hundred thousand Polish soldiers and civilians / arrested in Eastern Poland by the Soviet secret / police (NKVD) in 1940–1941, for the only reason that / they were Polish citizens, and were deported to / the far reaches of the Soviet Union (Siberia), / where many were executed or died of hunger, / cold, disease and exhaustion during World War II. /
Pamięci Polaków, którzy zostali zamęczeni na / Syberii, w 60 rocznicę pierwszej wywózki w dniu 10 / lutego 1940r. poświęcamy. Jeśli my zapomnimy o / nich, Ty Boże zapomnij o nas. /
Alliance of the Polish Eastern Provinces in Toronto / February 10, 2000
Deutsche Übersetzung:
1940 [polnisches Wappen] 2000. In Memoriam … damit wir nicht vergessen …
Möge der tragische Tod von zehntausenden polnischen Bürgern in sowjetischen Zwangsarbeitslagern, politischen Gefängnissen und an Hinrichtungsstätten die Welt immer daran erinnern, dass Freiheit mit großen Opfern erkauft wird.
Gewidmet dem Andenken an über eine Million siebenhunderttausend polnischer Soldaten und Zivilisten, die vom sowjetischen Geheimdienst (NKWD) in Ostpolen in den Jahren 1940–1941 aus dem einzigen Grund, dass sie polnische Bürger waren, verhaftet und in die Weiten der Sowjetunion (Sibirien) deportiert wurden, wo viele von ihnen hingerichtet wurden oder während des Zweiten Weltkriegs an Hunger, Kälte, Krankheit und Erschöpfung starben.
Zum Gedenken an die in Sibirien gequälten Polen am sechzigsten Jahrestag der ersten Deportation vom 10. Februar 1940. Wenn wir sie vergessen, so vergiss Du uns, Gott.
Der Verband der Polnischen Ostgebiete in Toronto, 10. Februar 2000
Sprache: Polnisch / Englisch, Schrift: Lateinisch
Inschrift des Katyń-Denkmals und der dazugehörigen Bronzetafel
In remembrance of / fifteen thousand / Polish prisoners of war / who vanished / in 1940 / from the camps / in the USSR at / Kozelsk / Ostashkov / Starobelsk /
of these over four thousand / were later discovered / in mass graves at / Katyn / near Smolensk / murdered by the Soviet / state security police.
Pamięci / 15 000 / Polskich jeńców wojen- nych / zaginionych w roku 1940 / z obozów / w Kozielsku / Ostaszkowie / i Starobielsku / na terenie ZSRR. / Odkrycie grobów masowych / w Katyniu / koło Smoleńska / ujawniło / 4500 ofiar / zamordowanych / przez / sowieckie organy bezpieczeństwa.
Deutsche Übersetzung:
Zum Gedenken an die 15 000 polnischen Kriegsgefangenen, die 1940 aus den Lagern Koselsk, Ostaschkow und Starobilsk verschwanden. Bei der Entdeckung der Massengräber in Katyń bei Smolensk wurden die Leichen von 4500 Opfern der sowjetischen Sicherheitsorgane gefunden.
Sprache: Polnisch / Englisch, Schrift: Lateinisch
Ereignisse
10. Februar 2000 - Einweihung
Einweihung des Gedenksteins für die nach Sibirien deportierten Polen
14. September 1980 - Einweihung
Feierliche Enthüllung des Denkmals mit mehreren tausend Teilnehmern
Publikationen der Bundesstiftung
- Kaminsky, Anna (Hrsg.): Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn, Leipzig 2013