Warschau, Polen

Katyń-Museum

 
Das Katyń-Museum in Warschau wurde am 29. Juni 1993 als Abteilung des Museums der Polnischen Armee in den Kasematten des aus dem 19. Jahrhundert stammenden russischen Forts Sadyba im Stadtteil Mokotów eröffnet. Es dient der Sammlung und Präsentation von Erinnerungsstücken, die mehrheitlich während der Exhumierungen an den Orten der Massengräber in Katyń, Mednoje und Charkiw zu Beginn der 1990er Jahre gefunden wurden. Außerdem sammelt es Erinnerungsstücke von den Angehörigen der Opfer. Die Gründung des Museums geht auf die Initiative des Verbandes der Katyń-Familien zurück, die einen würdigen Ort für die Fundstücke schaffen wollten. In Zusammenarbeit mit dem Museum der Polnischen Armee organisierte der Verband in den Jahren 1991 und 1992 zwei Ausstellungen mit Fotografien und Exponaten der Ausgrabungen. Im Dezember 1991 wurde die Gründung eines Katyń-Museums beschlossen. Nach der notwendigen Renovierung eines Teils der historischen Festungsanlage Sadyba wurde das Museum im Juni 1993 vom damaligen stellvertretenden polnischen Verteidigungsminister, Bronisław Komorowski, und der Vorsitzenden des Verbands der Katyń-Familien, Bożena Łojek, eröffnet. Der Militärbischof Leszek Sławoj Głódź und der Überlebende des Lagers Koselsk, Prälat Zdzisław Peszkowski, weihten die Räumlichkeiten. Durch Fundstücke aus den Massengräbern wuchsen die Bestände des Museums weiter an. Die zunächst 200 Quadratmeter umfassende Ausstellungsfläche wurde im Laufe der Jahre sukzessive auf 500 Quadratmeter erweitert. Dennoch konnte nur ein kleiner Teil der Bestände in den Ausstellungssälen und einem »Saal des Gedenkens« präsentiert werden. Nach der Schließung der Räume im Fort Sadyba wurde seit dem 17. September 2011 im Hauptgebäude des Museums der Polnischen Armee eine Sonderausstellung des Katyń-Museums gezeigt. im Zuge des Umzugs des Museums der Polnischen Armee mitsamt dem Katyń-Museum auf die Warschauer Zitadelle, einem Festungskomplex aus dem 19. Jahrhundert, konnte dort 2015 eine mit modernsten Mitteln gestaltete, neue Ausstellung eröffnet werden. Das 2,5 Hektar große Außengelände ist von tiefer Symbolik geprägt: ein Appellplatz, ein Holzkreuz, ein kleiner Wald, der von der »Allee der Nichtanwesenden« durchschnitten wird. Über 20000 Pflastersteine wurden gesetzt - für jeden Ermordeten einer. Die Namen der Toten sind in ein Epitaph eingraviert, das aus 15 Tafeln besteht. Eine Glocke mit einem Durchschuss symbolisiert die Exekution der Gefangenen. Der Eingang zum Museum führt durch einen abgedunkelten Tunnel, an dessen rechte Wand die »Schatten der Opfer« projiziert werden. Die Ausstellung gliedert sich in die Ebenen »Entdeckung« und »Zeugnis«. In der ersten Ebene sind die Vorgeschichte und die Ausführung des Verbrechens, seine Instrumentalisierung durch die deutschen Entdecker und die sowjetischen Täter, das Verschweigen und Verleumden der Gewalttaten sowie schließlich ihre offizielle Aufdeckung dargestellt. In hölzernen Militärkisten werden Dokumente, Fotografien, Plakate und multimediale Elemente präsentiert. In der zweiten Ebene des Museums werden in hohen, vielfach unterteilten Vitrinen über 6000 bei den Exhumierungen der Massengräber zutage geförderte persönliche Gegenstände der Hingerichteten gezeigt. Jedes Objekt - Brillen und Kämme, Uniformteile und Feldflaschen, Rosenkränze und Schachfiguren, Portemonnaies und Taschen - befindet sich in einer kleinen, in warmes Licht getauchten Kammer. Der letzte Raum vor dem Ausgang auf das Außengelände konfrontiert mit den für das Massaker von Katyń verantwortlichen Tätern.

Kontakt

Jana Jeziorańskiego 4
01-521 Warschau

Ereignisse

September 2015 - Wiedereröffnung
Eröffnung der neuen Ausstellung am Standort Warschauer Zitadelle
29. Juni 1993 - Eröffnung
Eröffnung des Katyń-Museums als Abteilung des Museums der Polnischen Armee

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Erinnerungsorte für die Opfer von Katyn, Leipzig 2013
  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Museen und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer der kommunistischen Diktaturen, Dresden 2018