Sandbostel, Deutschland

Gedenkstätte Lager Sandbostel und Gedenkstein zum 17. Juni 1953

 
Bis zur Befreiung am 29. April 1945 durchliefen das nationalsozialistische Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager (Stalag X B) mehrere hunderttausend Gefangene aus der ganzen Welt. Zehntausende von ihnen starben hier an Hunger, Seuchen, Misshandlungen oder wurden ermordet; darunter auch eine große Anzahl sowjetischer Kriegsgefangener. Die Toten wurden auf dem etwa zwei Kilometer östlich des Lagers gelegenen Friedhof beerdigt. Nach der Befreiung des Lagers durch britische Truppen, wurde an dieser Stelle ein Internierungslager für SS-Offiziere und Wachmannschaften von Konzentrationslagern eingerichtet. 1948 wurde Sandbostel zur Außenstelle des Zuchthauses Celle und ab April 1952 diente das Gelände als Durchgangslager für männliche jugendliche Flüchtlinge aus der DDR. Parallel dazu eröffnete im September desselben Jahres ein Notaufnahmelager für Mädchen und junge Frauen im ehemaligen Kriegsgefangenenlager Westertimke. Etwa ein Viertel aller Flüchtlinge aus der DDR waren jünger als 24 Jahre, weshalb sie in der Bundesrepublik als besonders betreuungsbedürftig galten. In Sandbostel waren bis zu 800 männliche Jugendliche zur gleichen Zeit untergebracht, in Westertimke etwa 300 Frauen. Rund 100 neue Flüchtlinge kamen täglich in Sandbostel an, und ungefähr die gleiche Zahl verließ jeden Tag das Lager. Schätzungsweise durchliefen 250 000 Jungen und junge Männer Sandbostel, Westertimke beherbergte insgesamt etwa 80 000 weibliche Jugendliche. Ein Aufnahmeausschuss entschied über die Vergabe von Aufenthaltserlaubnissen für die Jugendlichen und das Arbeitsamt vermittelte ihnen Ausbildungs- bzw. Arbeitsplätze. In den 1960er Jahren wurde das Gelände von der Bundeswehr als Depot genutzt und ab 1974 wurde es Gewerbegebiet. 2005 und 2008 erwarb die Stiftung Lager Sandbostel 3,2 Hektar des ehemals 35 Hektar großen Geländes mit elf historischen Gebäuden, um dort eine Dokumentations-, Gedenk- und Begegnungsstätte aufzubauen. Die Stiftung bemüht sich seitdem, die bis heute erhalten gebliebenen historischen Baracken vor dem Verfall zu retten und den Ort für Besucher zugänglich zu machen. Im April 2013 wurde die Dauerausstellung mit dem Titel „Das Stalag X B Sandbostel – Geschichte und Nachgeschichte eines Kriegsgefangenenlager“ in Anwesenheit von Staatsminister Bernd Neumann, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und der niedersächsischen Kultusministerin Frauke Heiligstadt feierlich eingeweiht. Die Ausstellung wird in zwei in der Nachkriegszeit entstandenen Baracken gezeigt, der „Gelben Baracke“ und der „CVJM-Baracke“ (Christlicher Verein Junger Menschen). Auf dem Gelände des ehemaligen Lager erinnert des Weiteren ein Gedenkstein an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR.

Kontakt

Gedenkstätte Lager Sandbostel
Greftstraße 3
27446 Sandbostel

Inschriften

Inschrift des Gedenksteins
(auf dem Gelände der Gedenkstätte)
17. Juni / 1953 / Einigkeit / und / Recht / und / Freiheit
Sprache: Deutsch, Schrift: Lateinisch

Publikationen der Bundesstiftung

  • Kaminsky, Anna (Hrsg.): Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, 3. Aufl., Berlin 2016
 
  • Kategorie: Gedenkort
  • Historisch: Ja
  • Standort: Gewerbegebiet Immenhain
  • Stadt: Sandbostel
  • Gebiet: Niedersachsen
  • Land: Deutschland